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1. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 58

1912 - München : Kellerer
— 58 — der Lehrherr Fraunhofers wohnte, einstürzte und einige der Einwohner unter die Trümmer gerieten. Die Ehefrau des Glasers und der Lehrling Fraunhofer waren im Nu durch mehr als 1000 Zentner Schutt und Geblöcke verschüttet. Die gräßliche Kunde kam auch zu den Ohren des damaligen Knr- fürsten Max, der sogleich zur Stelle eilte, um Hilfe und Auf- munterung zu bringen. Durch seine Gegenwart angeeifert, verdoppelten die anwesenden Bürger ihre Bemühungen, aber lange Zeit war alles vergeblich eine Spur der letztgenannten Verschütteten zu finden. Endlich tönte eine schwache Stimme unter einem Stubenboden vor, der sich oben an das Gerüste des Hauses lehnte, unten tief in den Schutt bohrte und dessen so gebildeter Winkel mit Schutt ausgefüllt war. Ein Weg- räumen des Schuttes oben oder unten hätte unfehlbar den Erstickungstod des Darunterliegenden zur Folge gehabt. Da wagteu sich ein paar beherzte Männer in das halbzerstörte Hans, um unter Lebensgefahr den Raum zwischen Haus und Stubenboden frei zu machen. Endlich konnte Fraunhofer einen Finger, dann die Hand, dann den Arm durch die Öffnung herausstrecken. Man reichte ihm in Wasser und Essig getauchte Tücher, um sich Stirn und Schläfen anzufeuchten, und hatte nach vierstündiger, unsagbarer Mühe die Freude, den Knaben aus der tödlichen Lage befreit zu haben. Der Kurfürst, der an deu gefährlichsten Stellen ausgehalten hatte, betrachtete voll Rührung den Geretteten und erkundigte sich nach seinen Ver- Hältnissen. Als er erfuhr, daß der Knabe elternlos sei, sprach er: „Er ist nicht mehr Waise, ich sorge für ihn." Der edle Kurfürst ließ den Knaben verpflegen, bis er wieder gesund war und schenkte ihm eine Summe Geld. Fraunhofer, dessen sehn- lichster Wunsch es schon lange war, kein gewöhnlicher Glaser- lehrling zu bleiben, sondern mehr zu lernen, verwendete das Geschenk zum Ankauf verschiedener wissenschaftlicher Bücher, die er eifrigst studierte und nach deren Anleitung er sich im Schleifen optischer Gläser (Augenglas) übte und vervollkommnete. Zu- gleich beobachtete er sorgfältig und aufs beste, wie das Licht, z. B. ein Sonnenstrahl, durch Glas, Wasser oder sonst einen durchsichtigen Körper durchgeht, wie der Strahl nicht gerade bleibt sondern abzubrechen scheint, und wie er sich bricht, — die Gesetze der Lichtbrechung. So wurde Fraunhofer mit der Zeit ein sehr geschickter Optiker (Sehkünstler). Er verfertigte Augengläser, die besser waren als alle bisherigen, ausgezeichnete Vergrößerungsgläser, durch die der Gelehrte die kleinsten Tiere,
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