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1. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 69

1912 - München : Kellerer
— 69 — ist die Gruftstraße, früher Judengasse genannt, weil sie die einzige war, die die Israeliten in alter Zeit bewohnen durften. Dort hatten , sie auch ihre unterirdische Synagoge. Später wurde daraus ein unterirdisches Marienkirchlein gemacht, in dem alljährlich eine Messe gehalten wurde, damit der hochge- legeue Walchensee nicht durchbreche und das ganze Isartal samt der Stadt München in seinen Fluten begrabe. Wo vom Polizeigebäude herüber das Schrammergäßchen zieht, bezeichnet eine Tafel die Stelle des früheren Spiegelbrunnens. Die Sage erzählt, daß in diesem Brunnen ein garstiges Ungetier, ein Basilisk, gehaust habe, dessen Anblick jeden getötet habe. Da kamen kluge Leute auf den Gedanken einen Spiegel gegen den Brunnen zu stellen, so daß der Basilisk sein eigenes Bild sehen mußte und aus diese Weise zugrunde ging. Der Volksmund bezeichnete das Untier in diesem Brunnen — nach andern den Lindwurm, der ,am Lindwurmeck des Marienplatzes hauste — als die Ursache des schwarzen Todes oder der gräßlichen Pest, die im 17. Jahrhundert in München wütete. An das Ende dieser Schreckenszeit erinnert eine Festlichkeit, die sich bis auf unsere Tage erhalten hat. Dieser alte Brauch ist der Schäsfler- tanz, das erste Lebenszeichen der mutlosen, schwergeprüften Stadt, denn eine schwere, bange Zeit war es, als im Jahre 1628 der schwarze Tod in nnsern Mauern herrschte. Viermal war die verheerende Pestseuche in der Stadt München: 1348, wo sie nach einem Erdbeben auftrat, 1463, wo sie V3 der Einwohner dahinraffte, von 1515—1517 und im Jahre 1628. Wohl hatte man schon beim ersten Auftreten dieser Seuche alle denkbaren Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Kein Fremder durfte durch die Tore der Stadt gehen, ohne ausführlichen Bericht über „woher" und „wohin" gegeben und einen Eid geleistet zu haben, daß er von keinem der Pest verdächtigen Ort komme. Eigene Gasthäuser wareu vor den Toren der Stadt für die Fremden errichtet. Alle Briefe wurden geöffnet und ausgeräuchert, alles Geld in Essig gewaschen. Trotzdem alles geschah, um Einhalt zu tun, erreichte die Krankheit doch eine entsetzliche Höhe. Die vor der Stadt gebauten Lazarette wareu überfüllt. Beständig waren eigene Männer mit der Fort- schaffung Kranker beschäftigt. Diese Wärter mußten an eigenen Standorten die Kleidung wechseln, um den Krankheitsstoff nicht weiter zu tragen. Die Häuser der Stadt waren, wenn sie ein Krankes beherbergten, für den öffentlichen Verkehr gesperrt und besondere Angestellte versorgten die Einwohner mit den Lebensbedürfnissen. Täglich starben 100 und mehr Menschen.
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