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1. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 135

1912 - München : Kellerer
— 135 — von der eigentümlichen Hufbildung gesehen um genau zu der- stehen, als der Herr Lehrer erklärte, daß das Pferd nur mit der Spitze einer Zehe, der dritten, auftritt. Das letzte Glied ist so ausgebildet, daß es von einem Hornschnh umschlossen, eine große Unterstützungsfläche gibt. Doch berührt den Boden nur der Rand, dessen Härte ihn vor Abnützung schützt und eine weiche Hornfalte, die sich von hinten nach vorn durch die ausgehöhlte Sohle zieht. Diese Falte dient als weiches Polster, das die Er- schütteruug beim Auftreten und Aufprallen auf harte Boden- flächen mildert. Die 2. und 4. Zehe find verkümmert, die 1. und 5. ganz verschwunden. Grete ist ein sanftes, gehör- sames Tier, das willig jedem Wink und Druck gehorcht und sich nicht leicht ans der Fassung bringen läßt. Aber das erste Automobil war doch von unheilvoller Wirkung. Das sausende, tutende Ding, dem eine Staubwolke folgte, erschreckte unser Bräuul so, daß es sich plötzlich aus die Hinterbeine erhob und dann vorwärts flog, mit langgestrecktem Körper, nach vorn gestrecktem Kopf und Hals und rückwärts gelegten Ohren. Wie ein Keil durchschnitt das rasende Tier die Luft: Die langen, leichten aber doch kräftigen Beine nach vorne und rückwärts ausgestreckt, schnellte das Tier in die Höhe und vorwärts. „Schade," meinte Michel, als er den Gaul wieder beruhigt hatte, „das hätte ein Wettrennen beim Oktoberfest sein sollen. Wir hätten den 1. Preis bekommen?" Grete ist eine Ausländerin. Sie soll von englischen Vor- fahren abstammen, während die schweren Gäule, die Vater den Möbelwagen vorspannt, meist dänische oder belgische Rasse sind. Manchmal bekommt Grete einen Zugkameraden, wenn ein Zwei- spänner verlangt wird. Hansens höchster Wunsch war lange Zeit, einmal einen Viererzug oder gar ein königliches Sechser- gespann leiten zu dürfen. Nun hat er ein anderes Ziel vor Augen. „Wer will unter die Soldaten" ist zur Zeit sein Lieb- lingslied. Wenn er an die Stelle kommt vom Gaul, der galoppieren soll, unterbricht er sich oft und versichert, daß der es so gut haben solle als nur möglich. Grete will er nicht mit- nehmen, dazu hat er sie zu lieb. Es könnte ihr im Manöver oder gar im Krieg ein Unglück geschehen. „Das wäre zu traurig, wenn ich meine Grete erschießen lassen müßte, und müßte ihr Fleisch dem Pferdemetzger geben. Und ihr Fell, das ich so gern streichle, müßte enthaart und zu Leder gegerbt werden. Dann säßen fremde Leute auf den Möbeln, die 'mit seinem Roßhaar gepo'l- stert wären. Frauen und Männer, die meine Grete nicht kannten,
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