1912 -
München
: Kellerer
- Autor: Weber, Adolf, Weber, Amalie
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): München
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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haartem wird „Müller" genannt, der mit rotem als „König"
und der mit braunem gar als „Kaiser" bezeichnet. Dieser erste
Brustring ist nicht umsonst von so beträchtlicher Größe, müssen
doch starke Muskeln die Bohr- und Scharrwerkzeuge des Mai-
käsers unterstützen. Weil dieser Ring frei, nicht mit den anderen
verwachsen ist, hindert er die Beweglichkeit der Vorderbeine
nicht. Die sechs Ringe des Hinterleibes sind schwarz mit einem
dreieckigen, weißen Fleck ans einer Seite. Der Rumpf endet in
einer hellbraunen, hornartigen, dreieckigen Spitze. Am dunkel-
braunen Kopf sehen wir zwei verhältnismäßig große, glänzende,
schwarze, unbewegliche Augen und zwei keulenförmige, kleine
Fühler, die beim Männchen sieben, beim Weibchen sechs Glieder
haben. Die Augen zeigen ihm den Baum und das Blatt, auf
das er sich setzen will, um es zu verzehren. Die Fühler am
Kopfe dienen ihm als Geruchsorgan. Die oberen Glieder der
Fühler sind breit und sehen Blättern ähnlich, so daß man
meinen könnte, jeder Maikäfer trage einen zierlichen Fächer
mit sich. Darauf befinden sich die winzigen Geruchsorgane, die
das Tier zu seiner Nahrung leiten und mit denen das Mann-
chen das Weibchen aus der Menge der Genossen findet. Am
Maul sind zwei Freßspitzen, die bei der Gefräßigkeit des Tieres
fast beständig in Bewegung sind. Ein Maikäferjahr bedeutet
eine Fülle von Sorge und Arbeit für den Gärtner und Förster.
Trotzdem die Maikäfer eine sehr kurze Lebenszeit haben, nur
wenig Wochen im Mai sind ihnen vergönnt, so hausen sie doch
verheerend in Garten und Wald. Die Blätter der Bäume und
Sträucher sind ihre Nahrung, Eichenlaub ist besonders bevor-
zugt. Ginge man den Maikäfern nicht mit allen Mitteln ernst-
lich zu Leibe, wie viele Äste und Zweige wären von den Un-
ersättlichen kahl gefressen! Wer einen Maikäfer sieht, pflegt ihn
zu zertreten. Aus dem zerquetschten Körper fließt keiu rotes
Blut sondern ein weißer Saft. Knochen hat der Maikäfer so
wenig wie Ohren und Nase. Sehr erfolgreich ist das Ein-
sammeln, wenn man im Frühjahr sofort nach dem ersten Er-
scheinen der unwillkommenen Insekten beginnt. Auf diese Weise
konnten z. B. in einer Gegend Sachsens in einem Jahre 30 000
Zentner Maikäfer, d. f. ungefähr 1590000 Stück, mit Kalk zu
Dünger verarbeitet werden. Auch der Vermehrung der Mai-
käser sucht man vorzubeugen. Man errichtet im Wald künstliche
Brutstätten aus frischem Kuhmist und mit Erde bedeckt. Da-
durch werden die Weibchen angelockt, legen ihre Eier hinein und
im Juli, ehe die Eier ausschlüpfen, werden die ganzen Brut-