1912 -
München
: Kellerer
- Autor: Weber, Adolf, Weber, Amalie
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): München
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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fließt, dient zur Wäsche, zum Gemüseputzen, Geschirrschwenken
u. dergl. Auch die Gießkannen füllen wir am Brunnen, wenn
wir das Wurzgärtleiu am Hause gießen, damit Sonnenblumen,
Rosen, Pfiugstblumeu, Mohn und wie die ländlichen Blumen
zu Festtagssträußchen heißen, die den Rand der Beete zieren,
ordentlich blühen und Salat, Bohnen, Schnittlauch und ähn-
liches gedeihen. Am wichtigsten für uns ist allerdings die
Hecke aus Stachel- und Johannisbeeren. Doch nicht nur zum
Pflanzengießen tragen wir Wasser in unserer Gießkanne. Im
Grasgarten hinter dem Hause liegen die Wäsche und die Lein-
wand zum Bleichen ausgebreitet und harren des Besprengens.
Wenn im Sommer die Kirschen rot sind, im Herbste Zwetschgen
und Äpfel locken, dann sind wir Kinder am liebsten im Baum-
garten, erklettern die Obstbäume mit und ohne Leiter und holen
uusern saftigen Schmaus. Ein Gebäude hätte ich beinahe der-
gessen, nun mahnt mich Sultan mit einem Stoß seiner feuchten
Schnauze. Sein Hundehaus steht im Hofe, in dem er besonders
nachts Haus und Hof behütet. Jetzt trabt er zutraulich neben
mir, wir stehen an der offenen Scheunentüre, deren Breite den
schwerbeladenen Wagen noch einfahren läßt. Auf dem hölzernen
Boden stehen die Leiterwagen und die Dreschmaschine. Auf
hohen Leitern ersteigt man Heu- und Getreideboden. Das
Glöcklein vom Turm des Daches ertönt, daß es über die Felder
klingt und die fleißigen Arbeiter zur ersehnten Mittagrast ruft.
d) Die Bewohner und ihre Lebensweise.
Die Bewohner des Dorfes betreiben meistens Landwirtschaft,
d. h. sie bebauen die Äcker. Die Wiesen liefern das Gras für
das Vieh. Die Bewohner sind also Landwirte oder Bauern.
Am meisten verdienen die Bauern durch den Verkauf von
Milch, die sie morgens und abends in die Stadt fahren. Ein
Schneider, ein Schuhmacher, ein Wagner, ein Schmied, ein
Krämer sind meistens auch zu erfragen. Neben ihrem Hand-
werk treiben sie auch Landwirtschaft und zu den Zeiten, wo
Feld und Wiese alle Hände beschäftigen, müssen die Kunden
oft lange warten, bis ein Regentag die nötige Arbeitszeit gibt.
Im Sommer müssen die Bauern früh aufstehen. Noch ist
die Sonne nicht aufgegangen, muß der Stall gereinigt, das
Vieh gefüttert und getränkt werden. Auf dem Felde wird
gemäht, das > Getreide geschnitten, bevor es hell geworden ist.
Zu einer Zeit, in der die meisten Städter erst ans den Betten