1913 -
Minden i.W.
: Hufeland
- Autor: Bohnenkamp, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wittekind selber verteidigte sich in der Burg gegen den mächtigen
Kaiser Karl, der sie aber schließlich eroberte. Er ließ in ihr eine Kirche
erbauen. Nachmals zerfiel die Burg. Doch es entstand zwischen ihren
Ringmauern eine neue Feste, die deu Rittern von der Syburg gehörte.
Da diese Raubritter waren, so belagerte und zerstörte man ihre Burg,
und dann ist sie nicht wieder aufgebaut worden. Jetzt findet man oben
noch Stücke der alten Ringmauern, die Überreste eines Wartturmes und
zwei weite Gemächer mit zerbröckelten Wänden. Daneben erhebt sich
ein neuer runder Wartturm, der im Jahre 1857 zum Andenken an den
Oberpräsidenten von Vincke erbaut wurde. Neuerdings hat man oben
auch ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. errichtet. Alles ist umgeben
von schönen Anlagen; Tische und Bänke laden den Wanderer zur Ruhe
ein. Herrlich ist die Aussicht auf die Täler der Ruhr und der Lenne, die
umliegenden Höhen und Berge. Nur nach Norden hin ist der Blick durch
die Höhen des Ardey beschränkt. Am Nordabhange der Hohensybnrg
liegt eine einfache alte Kirche, die aus dem 12. Jahrhundert stammen soll,
und in ihrer Nähe an der Straße ein mit Steinen eingefaßter Brunnen,
welcher der „Petersbrunnen" heißt. Er soll aus der Zeit Karls des
Großen stammen und man sagt, daß an dieser Quelle die neubekehrten
Sachsen getauft wordeu seien.
Da der Haarstrang und das Ardey so dicht an der Ruhr
liegen, so können sich F l ü s s e , die zu ihr herabflössen, nicht
bilden. Mehrere kleine Nebenflüsse aber fließen von der Höhe
der den Hellweg im Norden begrenzenden Lippe zu. Zudem
hat die E m s ch e r hier ihre Quelle.
Die Bewohner des Gebietes zwischeu Ruhr und Lippe sind
zum größten Teil echte Westfalen; doch hat der reiche Erwerb,
namentlich in der Kohlengegend des Westens, auch zahlreiche
Fremde herbeigelockt, vor allem Polen und Masuren aus dem
Osten unseres Vaterlandes. Evangelische und Katholiken ver-
teilen sich fast zu gleichen Teilen: der Osten, der Kreis Lippstadt,
ist vorwiegend katholisch. Ackerbau und Viehzucht ist die
Hauptbeschäftigung der Leute im Hellweg und aus der Haar.
Das westliche Gebiet hat viele Kohlenzechen, Eisenwerke und
Fabriken. In dem ganzen Ruhr kohlengebiet, das
nördlich bis zur Lippe und westlich in die Rheinprovinz hinein
reicht, sind über 300 000 Bergleute beschäftigt, die jährlich
etwa 83 Millionen Tonnen (1 Tonne — 20 Zentner) Kohlen
aus der Erde fördern. Diese haben einen Wert von über
800 Millionen Mark. Der vierte Teil der Menschen sind hier
Bergleute. In zahlreichen Eisenhütten wird aus den Eisen-
erzen des Siegerlandes und anderer Länder das Roheisen ge-
Wonnen, im ganzen etwa 5 Millionen Tonnen. Der größte
Teil dieses Roheisens wird in zahlreichen Eisenwerken weiter
verarbeitet.