1906 -
Minden i.W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Gustav, Bohnenkamp, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ii. Die vier Lanülchattsgebiete.
a. Die nördliche riesebene.
Die Tiefebene, welche sich im Norden des Regierungsbezirks
Minden ausbreitet, ist ein kleiner _ Teil der großen Nord-
deutschen Tiefebene. Sie liegt wenig höher als das Meer.
Der westfälische Teil weist zu beiden Seiten der Weser,
die den Osten desselben durchfließt, fruchtbare Äcker und
Wiesen aus. Auch in der Nähe des Gebirges ist fruchtbarer
Boden. Das übrige Gebiet dagegen hat Sumpf-, Moor- und
Sandland. Das größte Moor breitet sich nicht weit vom Weser-
gebirge auf der Grenze der Kreise Minden und Lübbecke aus.
Hier findet sich eine schwarze Erdmasse, die weder Baum noch
Strauch trägt. Aus ihr tritt überall ein braunes Wasser her-
vor, das gar übel schmeckt. Es wachsen dort Gräser, Binsen
und Moose. Aus den abgestorbenen Pflanzen bildet sich im
Laufe der Jahre die sogenannte Torfmesse. Diese wird in Form
länglicher' Vierecke ausgestochen, und dann schichtet man die
Stücke zum Trocknen in lose Hausen. So gewinnt man den
Brenntors. In der Nähe der Weser gräbt man einen guten
Tonboden, aus dem man Ziegelsteine bereitet.
Die Weser empfängt in dem Tieslande von links her
kleine Nebenflüsse, die B a st a n , welche aus dem großen Tors-
moore kommt, und weiter nördlich die Ö s p e r. Westlich
von diesen fließt im Kreise Lübbecke die große Aue nach
Norden. Sie entspringt am Nordabhauge des Wesergebirges,
zieht sich durch Moore und flaches Land hin, nimmt kurz vor
der Grenze die kleine Aue auf und eilt dann weiter durch
die Provinz Hannover der Weser zu.
Die Bewohner des nördlichen Tieflandes treiben Haupt-
sächlich Ackerbau und daneben Viehzucht, namentlich Schweine-
und Rinderzucht. Im Moore graben sie Tors, und in der Nähe
der Weser brennt man Ziegel, die auf Schiffen weithin versandt
werden. Viele beschäftigen sich auch mit Zigarrenarbeit. Die
Leute sind durchweg evangelisch.
O r t s k u n d e. Der bedeutendste Ort hier ist die Stadt
Menden, an der Weser gelegen und zwar da, wo die Bastau
mündet. Auf dem linken Ufer liegt die Altstadt, auf dem rechten
Ufer die kleinere Neustadt mit dem Bahnhofe. Minden hat
mit dem Militär 25 400 Einwohner. Die Stadt war früher
eine Festung; nach dem letzten großen Kriege aber ist sie geschleift
worden. Übrig geblieben sind nur die Glans, die mit ihren