1906 -
Minden i.W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Gustav, Bohnenkamp, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Paderborn war früher die Hauptstadt des Bistums
Paderborn, des ältesten in Westfalen, das die jetzigen
Kreise Paderborn, Büren, Warburg und den Südwesten von
Höxter umfaßte. Es verdankt seine^Gründuug dem Kaiser Karl
den Großen, der hier zweimal (777 und 799) einen Reichstag
abhielt. Er teilte das Land der Sachsen in Missionsbezirke ein;
die Gegend von Paderborn stellte er unter die Obhut des Bischofs
von Würzburg. Dann wurde dieser Bezirk in ein selbständiges
Bistum verwandelt.
Gar oft lagen die Bürger der Stadt mit ihren Bischöfen in Streit;
auch zur Zeit der Reformation kam es zu harten Kämpfen. Während
des Dreißigjährigen Krieges hatte Paderborn außerordentlich viel zu
leiden. Der kaiserliche General von Götze ließ die Stadt sogar mit
glühenden Kugeln beschießen. Bald hatten sie die Protestanten, bald die
Kaiserlichen in Besitz. Gleich zu Anfang nahm sie der Herzog Christian
von Braunschweig ein. Als er in den Dom kam und dort die silbernen
Bildsäule der Apostel sah, sprach er: „Was macht ihr hier, da doch ge-
schrieben steht: Gehet hin in alle Welti Wart', ich will euch hinaus-
schicken!" Er ließ Taler daraus prägen, und so wanderten sie hinaus
in alle Welt.
Im Jahre 1803 kam das Bistum Paderborn als weltliches
Land an Preußen. Doch blieb die Stadt der Sitz eines Bischofs.
Nordwestlich von Paderborn finden wir an der Mündung
der Alme den Ort Neuhans. Er war oft die Residenz der
Bischöfe von Paderborn, die hier ein großes Schloß hatten, das
jetzt als Kaserne benutzt wird. Es sind darin drei Eskadrons
des 8. Hnsaren-Regiments einquartiert. In der Nähe von
Neuhaus ist in der Senne ein großer Truppen- Ü b u n g s -
platz eingerichtet. Namentlich während der Sommermonate
werden hier zahlreiche Truppen in Baracken untergebracht imb
in großen Abteilungen exerziert. Von dein Sporkhofe,
nicht weit von dein Städtchen Delbrück am Hausteubache,
stammt der General Spork, ein berühmter Heerführer
im Dreißigjährigen Kriege auf Seiten des Kaisers.
Als achtzehnjähriger Jüngling vertauschte er den Hirtenberuf mit
dem des Soldaten und stieg während des Krieges von Stufe zu Stufe
bis zum General empor. Als er später einmal ein Heer gegen die
Ungarn führte, sprang er vor der Schlacht aus dem Sattel, entblößte
sein Haupt, kniete nieder und betete: „Allmächtiger Generalissimus dorr
oben, willst du heute uns, deinen christgläubigen Kindern nicht Helsen,
so hilf nur wenigstens auch den Türken nicht; dann wollen wir schon mit
ihnen fertig werden I" Nach drei Stunden war ein glänzender Sieg
errungen. Znm Dank erhob ihn der Kaiser in den Grafenstand und