1908 -
Leipzig
: Quelle & Meyer
- Autor: Bargmann, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Einführung.
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Dieses Thema aber ist erst dem siebenten Schuljahre zugewiesen.
Trotzdem verlangt bereits das sechste Schuljahr: Europa, die Grenz-
länder von Deutschland, die übrigen Länder Europas nach ihrer Lage,
natürlichen Beschaffenheit, ihrem Klima, ihren Produkten, ihren Be-
Ziehungen zu Deutschland usw.
Wie das bei dem mangelhaften Unterbau behandelt wird, was im
sechsten Schuljahre als „Zone" bezeichnet ist, kann man sich denken. Die
Themen des siebenten Schuljahres: 1. Bewegung der Erde um die Sonne,
2. die Jahreszeiten, gehören also in das sechste Schuljahr, und zwar vor
die Betrachtung der einzelnen Länder Europas. Außerdem müssen die
beiden Themen umgeordnet werden,' denn die Jahreszeiten sind das,
was beobachtet wird, die Bewegung der Erde um die Sonne bringt die
Erkenntnis der Ursache der Erscheinung. Die übrigen Themen des sieben-
ten Schuljahres sind: 3. Erde und Mond, 4. Finsternisse, 5. das Gradnetz,
6. einige Planeten. Gegen Nummer 3, 4 und 6 ist nichts einzuwenden.
Warum taucht aber da auf einmal wieder unter Nummer 5 das Gradnetz
auf? Und was soll dieses Gradnetz zwischen den Finsternissen und „einigen
Planeten"? Die Themen des achten Schuljahres sind: 1. der Sternhimmel,
2. unser Sonnensystem, 3. die Kometen, 4. Sternbilder, 5. Zusammen-
fassung alles in der mathematischen Geographie Behandelten. Wenn
im siebenten Erde, Mond, Planeten behandelt wurden, möchte man doch
„unser Sonnensystem" vor den Sternenhimmel stellen. Und den Stern-
bildern nach d'en Kometen geht es geradeso, wie dem Gradnetze zwischen
den Finsternissen und „einigen Planeten" im siebenten Schuljahre. Wenn
auch zugegeben werden kann, daß die Reihenfolge dieser 5lrt von Themen
verschieden sein darf, so weit darf die Willkür doch nicht gehen.
Im ganzen also darf gesagt werden, die Beziehung zur Erdkunde
war beabsichtigt, aber sie wird nicht durchgeführt. Für die Klima-
künde sind die Keime da, aber plötzlich ist die Pflanze abgestorben. Die
Reihenfolge der Themen ist oft willkürlich, Anerkennung verdient aber
die Betonung früher Beobachtung.
Das Fazit der Prüfung dieser Pläne besteht also darin: Im Stoffe
selbst herrschen keine Meinungsverschiedenheiten- doch wird Klimakunde
so gut wie ganz totgeschwiegen. In der Anordnung der Stoffe und in
ihrer Verteilung auf die Schuljahre gehen die Meinungen auseinander.
Das Falsche, was wir darin beobachtet haben, ist zurückzuführen auf
mangelndes Verständnis für die Kufgabe der Erdkunde und die Be-
ziehung zwischen Himmelskunde und Klimakunde und beider zur Erd-
künde, zum Teil auch auf grobe logische Fehler.
Es wird ein Menschenalter nach Diesterwegs Tode endlich einmal
Zeit, daß wir damit aufräumen!