1908 -
Verden
: [Selbstverl.] F. Vogeler und H. Wilkens
- Autor: Wilkens, Hans, Vogeler, F.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Fallen des Wassers, die Ebbe. Ebbe und Flut bezeichnet
man als Gezeiten. Die Fluten sind nicht immer gleichmäßig
hoch und die Ebben nicht gleich tief. Die hohen Fluten, denen
tiefere Ebben folgen, heißen Springfluten, schwächere Fluten
mit weniger tiefen Ebben nennt man Nippsluten. Die
Springfluten treten 1—2 Tage nach Neu- und Vollmond und
die Nippfluten etwa 14 Tage später, nach den beiden Vierteln
des Mondes, ein. Auch hängt der Eintritt und die Stärke
der genannten Fluten von der Erd- und Sonnennähe des
Mondes ab. Unsere großen fließenden Gewässer, die Ströme,
z. B. die Elbe und die Weser, führen ihre Wassermengen auch
dem Meere zu. Während der Flutzeit füllen sich ihre Betten
gleichzeitig vom Meere her durch Zufluß und vom Lande her
durch Abfluß. Der Zufluß des Meeres ist gewaltiger als der
Abfluß der Ströme, daher kann man die Flut weit ins Land
hinein bemerken. Das Flußbett vermag die riesigen Wasser-
massen nicht zu fassen, und so entsteht eine Ueberschwemmung
des Küsten- und auch des Userlandes. Dabei wird ein feiner
fruchtbarer Schlamm, der Seeschlick, abgesetzt, der aus Meersand
und vergangenen Tier- und Pflanzenstoffen besteht. Dieser
Seeschlick hat im Lause der Jahrtausende eine wunderbar er-
tragreiche Erdschicht gebildet, die wir die Seemarsch nennen.
Infolge der großen Fruchtbarkeit des Marschbodens haben sich
die Menschen in der Marsch oder in ihrer Nähe früh ange-
siedelt. Denn so konnten sie der Jagd und Fischerei zugleich
obliegen. Gegen die gefährlichen Fluten lernten sie sich schützen,
indem sie ihre Wohnhäuser aus aufgeworfenen Hügeln oder
Wurten oder weiter ab, aus dem Geestrande, erbauten.
Später wurden längs des Meeres hohe Dämme (= Deiche)
erbaut, die Menschen, Vieh und Saaten vor der Flut schützen
sollten. Mönche gaben den Küstenbewohnern zuerst Anleitung
im Deichbau. Wurden die Küsten nicht bis tief ins Land
von der Flut erreicht, so bildete sich die Marsch nur in der
Nähe des Meeres, während das Hinterland nicht erhöht wurde,
so ist z. B. das Sietland im Lande Hadeln niedrig geblieben.
Wenn im Frühjahre in den Gebirgen der Schnee schmilzt
und starke Regenschauer herniederbrausen, dann schwellen alle
Bäche und Flüsse des Gebirgslandes an; im ungestümen Laufe
eilen die Gewässer zu Tale und reißen Sand und Steingeröll
mit sich fort. Von allen Seiten fließen die Flüsse dem Strome,
z. B. der Weser, zu, und ihr Wasser steigt höher und höher.
In der Ebene fließt das Wasser langsamer dahin, Steingeröll
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