1908 -
Verden
: [Selbstverl.] F. Vogeler und H. Wilkens
- Autor: Wilkens, Hans, Vogeler, F.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 20 —
großes Ansehen und erhoben sich über die Freien. Sie bil-
deten den Adel, aus welchem die Ritter, Grafen und Fürsten
hervorgingen. Die Ritter zogen im Kriege dem Heere zu
Pferde voran. Die Grafen waren die Vertreter der Fürsten
(= Vordersten). Die Fürsten selbst waren die Führer oder
Häuptlinge der einzelnen Volksstämme. Sie erlangten Landes-
Hoheit und erwählten als Kurfürsten die deutschen Kaiser.
Über dem Fürsten steht der Herzog, d. i. der vom Volke
gewählte Kriegsanführer. Die Person, welche mit der höchsten
Gewalt im Staate betraut ist, heißt König. Alle diese
regierenden Personen werden mit besonderen Titeln angeredet.
(Fürst — Durchlaucht, Herzog = Hoheit, Großherzog =
Königliche Hoheit, König und Kaiser — Majestät.)
21. Die Klöster und ihr Einstuft ans Ackerbau und
Handwerk.
Mit den Kirchen waren früher vielfach abgeschlossene
Wohnungen sür eine Anzahl Männer des geistlichen Standes
verbunden. Diese Wohnungen hießen Klöster, und die Be-
wohner des Klosters waren die Mönche. Diese hatten bei
ihrem Eintritt ins Kloster gelobt, ihren Obern stets zu ge-
horchen, nie zu heiraten und sich keine irdischen Güter zu
erwerben. An den Opferstätten unserer heidnischen Vorfahren,
aus einem Hügel, im Walde oder in einer Flußniederung ent-
standen auch Klöster. In der Mitte dieses großen Gebäudes
war eine Kirche, dicht daran lagen die Wohnungen der Kloster-
leute. Sie schlössen den Klosterhof ein. Die Mönche teilten
sich in ihre Arbeit: einige studierten oder predigten in den
Gemeinden, andere schafften in Küche und Keller, und noch
andere sorgten für Acker- und Gartenbau. War mit dem
Kloster eine Schule verbunden, so waren die gelehrten Mönche
die Lehrer an derselben. Viele Söhne reicher Eltern besuchten
die Klosterschule, um eine gute Erziehung und Ausbildung
für ihren weltlichen Beruf zu genießen. Die Mönche ver-
standen viel vom Acker-und Gartenbau, vom Handwerk und von
vielen Künsten. Blumen, Obstbäume, Getreide-, Gewürz- und
Gemüsepflanzen wurden durch sie bei uns eingeführt. Die
Weidewirtschaft der Bauern wandelten sie in Stallwirt-
fchaft um. Die Mönche waren es zuerst, die durch Stall-
dünger die Erträge des Ackerfeldes erhöhten. Von den
Mönchen lernten die Bauern auch die bessere Pflege der Tiere
im Stalle. Da mit den Klöstern meist auch Herbergen,