1908 -
Verden
: [Selbstverl.] F. Vogeler und H. Wilkens
- Autor: Wilkens, Hans, Vogeler, F.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Kehdinger Marsch zieht sich an der Elbe entlang.
Sie ist nicht nur die größte, sondern auch die fruchtbarste
aller Marschen des Regierungsbezirks. Durch hohe, feste Deiche
hat man sie gegen die hohen Fluten der Elbe zu schützen
gesucht. Hinter diesen Deichen lagert die Elbe noch alljährlich
kalkhaltige Erde ab. So entsteht das sogenannte Außen-
deichsland. Diese aufbauende Tätigkeit übt der Strom auch in
seinem Flußbette aus. Ihr verdanken die „Sande" ihre Ent-
stehung: der Bützflether-, der Asseler- und Gauensieker Sand.
Dieselben sind durch einen bald schmalen, bald breiten Arm
der Elbe, die Süderelbe, von dem User des Landes getrennt.
Die größte dieser so gebildeten Inseln ist Krautsand. Sie
hat sogar ein eigenes Kirchspiel. Das seichte Ufer der Elbe
ist mit Rohrpflanzungen bedeckt. Dieses Rohr, „Reet" genannt,
dient zur Bedachung der Häuser und bietet einen lohnenden
Erwerb. — Da der Boden der Kehdinger Marsch schwerer
Lehmboden, darum auch schwer zu bearbeiten ist, so hat man
im Lande die Viehzucht bevorzugt. Schmucke Herden von
Rindern und Pferden finden auf den fetten, sastreichen Weiden
ihre Nahrung. — Überall ist die Marsch von breiten, tiefen
Gräben durchschnitten, die das Land nach der Elbe und Oste
zu entwässern. Die Gräben müssen alle drei Jahre neu aus-
geworfen werden. Bei dieser Arbeit treten die einzelnen
Schichten, aus denen der Boden zusammengesetzt ist, deutlich
zu Tage. Obenaus liegt die Humuserde, darunter eine 1 m
dicke Tonschicht, die eine gute Ziegelerde abgibt. Dann solgt
eine 50 cm starke lehmige Sandschicht und zuletzt die wertvolle
kalkhaltige Kuhlerde. Letztere wird oft zur Bodenverbesserung
an die Oberfläche gebracht und mit der Humuserde vermengt.
Der Ackerbau steht als Erwerbsquelle erst an zweiter Stelle.
Kaum können vier Pferde den Pflug durch den lehmigen
Boden ziehen, der dann aber reiche Frucht trägt. Mancher
Hofbesitzer hat 20—24 Ackerpferde. Der Weizen ist die Haupt-
frucht des Landes; auch Raps, Hafer, Roggen und Klee ge-
deihen aus das beste. Viehzucht und Ackerbau haben den
Wohlstand der Marsch begründet. Als dritte Erwerbsquelle
tritt noch das Ziegelbre nnen und als vierte die Schiffahrt
hinzu. Im Sommer finden sich etwa ^000 Lipper Ziegler in
der Marsch ein, von denen rund 140 Millionen Ziegelsteine
angefertigt werden. Der größte Teil der Ziegeleien liegt in
dem Außendeichslande, da die Tongruben dort leicht wieder
zuschwemmen und somit neuer Boden gebildet wird. Im