1908 -
Verden
: [Selbstverl.] F. Vogeler und H. Wilkens
- Autor: Wilkens, Hans, Vogeler, F.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Man unterscheidet demnach Fluß- und Seemarschen. Nur
das Land Wursten ist als reine Seemarsch zu betrachten. Das
Marschland hat man seit altersher in mehrere Landschaften
gegliedert. An der Elbe liegen das Alte Land, das Land
Kehdingen, die Ostemarsch und das Land Hadeln; an
der Weser, deren Ufer schon südlich von Verden den srucht-
barsten Marschboden aufweisen, sind besonders das Land
Osterstade und das Land Wührden bekannt. Letzteres ge-
hört aber größtenteils zum Großherzogtum Oldenburg. An
der Mündung der Geeste liegt das Viel and und an der
Nordsee im Kreise Lehe das Land Wursten. Einige dieser
Marschländer haben schweren, andere leichten Boden. Zu den
Marschen mit schwerem Boden zählen Kehdingen, die Oste-
marsch, der nördliche Teil oon Osterstade und das Land Wursten,
zu den Marschen mit leichterem Boden das Alte Land, das
Land Hadeln und der südliche Teil von Osterstade. Die Ver-
dener Allermarsch ist eine leichte und die Verdener Weser-
marsch eine schwere Flußmarsch, bei deren Bildung die See
nicht beteiligt war. In den schweren Marschen wird vorwie-
gend Viehzucht, in den leichten besonders Ackerbau getrieben.
Die Geest steht der Marsch in bezug aus Fruchtbarkeit weit
nach. Zur Ent- und Bewässerung der Marsch dienen zahl-
reiche Flüsse, die meist ihr Wasser von der Geest erhalten.
Eilen die Flüßchen auf der Geest schnellen Laufes dahin, so
haben sie nach ihrer Vereinigung in der Marsch ein be-
deutend gemäßigtes Gefälle. Träge wälzen sie ihre Wasser-
mengen fort. Zur weiteren Entwässerung, namentlich der
Marschen in der Meeresnähe, dienen viele Kanäle, die ihr
Wasser den größeren Wasseradern zuführen. Um die Marschen
vor der Flut der Ströme zu schützen, legte man hohe Deiche
an und hinter diesen wieder manchmal Achterdeiche.
Das Alte Land zieht sich an der unteren Elbe hin von
Francop bis zur Schwingemündung. Es hat eine geringe
Breite von etwa 3 bis 7j/2 km und grenzt im Nordosten an
die Elbe, im Südwesten an die Geest. Durch die Este und
Lühe (Aue) wird es in 3 Meilen geteilt; die erste Meile
reicht von der Schwinge bis zur Lühe, die zweite von der
Lühe bis zur Este und die dritte bis zur Ostgrenze. Das
Alte Land hat man wohl als das Kirschenland bezeichnet.
Und in der Tat? Seine Obstbäume prangen im Frühlinge
in reichem Blütenschmuck, und später sind sie beladen mit
den herrlichsten Früchten: Kirschen, Äpfeln, Pflaumen und