1905 -
Halle a.S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Das Binnenplateau, mehr als 100 m über dem Meere, be-
steht aus drei Abschnitten: dem Becken des Colorados dem abfluß-
losen Großen Becken und dem Gebiet des Columbias Es ist wegen
der hohen Randgebirge fast regenlos. Die Oberfläche ist darum oft
meilenweit mit dürren Gräsern und Artemisien bewachsen, oder sie
geht in Sand- und Salzwüsten über; nur wo Berieselung des Bodens
stattfindet, wie in Utah, ist der Ackerbau und eine ständige Besiede-
lung ermöglicht.
Das Becken des Columbia sinkt regelmäßig und stufenweise
nach Südwesten. Erst gewaltige Wasserfälle an den Absätzen des
Stufenlandes bildend, schnitt der Fluß rückwärts schreitend seine
tiefen Canons ein. Auch in dem nördlichen Teile, der sich im all-
gemeinen sanft und unmerklich abdacht, haben Columbia und sein
größter Nebenfluß, der Snake River, tiefe Canons eingegraben.
Liegen doch die Quellgebiete der großen Flüsse des Plateaus in ganz
bedeutenden Höhen auf den Abhängen des gewaltigen Hochgebirges,
wo die Kondensation der Wasserdämpse Niederschläge in großer
Menge liefert. Auf dem Plateau dagegen fehlen diese, und die Ober-
fläche ermangelt somit der abwaschenden und abtragenden Tätigkeit
des Wassers. So konnten die Flüsse die gewaltigen Aushöhlungen
der Flußbetten mit den scharfkantigen Gehängen und Wänden von
solch ungeheurer Tiefe schassen, daß die Sonnenstrahlen zuweilen die
Oberfläche des Wassers nicht erreichen: die Canons. Bon eigen-
tümlicher Schönheit ist der Canon des Colorados
Das mittlere sogen. Große Becken, das von zahlreichen Berg-
zügen in der Richtung der Randgebirge durchzogen wird, liegt zwischen
der Sierra Nevada und dem höchsten Teile des Felsengebirges. Hier
erreicht die Regenarmut und Wüstenhaftigkeit der westlichen Hälfte
ihren Höhepunkt. Darum sind die rinnenden Gewässer anßerordent-
lich spärlich, versiegen, ehe sie aus ihrem Tale heraustreten und
bilden an ihrem Ende einen Salzsee oder Salzsumpf. Aus eben
diesem Grunde ist das Becken abflußlos.
Die ausgedehnte Verbreitung vulkanischen Gesteins — das
Columbia-Tafelland stellt nach Deckert die größte erstarrte Lavaslut
dar, die in der jüngeren geologischen Zeit aus dem Erdinnern empor-
gedrungen ist — hängt mit zahlreichen Brüchen und Versenkungen
und einer damit in Verbindung stehenden gewaltigen vulkanischen
Tätigkeit zusammen, die bis heute noch nicht völlig erloschen ist.
Hand in Hand geht mit diesen Erscheinungen, wie auch anderwärts, ein
großer Reichtum in Erzen. Die Silber- und Kupferlagerstätten
stehen beinahe ohnegleichen da, und die Gold-, Blei- und Eisen-
erzlagerstätten sind ganz hervorragend. Die Quecksilberproduktion
in Calisornien beträgt etwa ^/z von der der ganzen Erde.
1 Rio col = gefärbter Fluß, nach der roten Farbe seiner Sinkstoffe. 2 Kolumbus zu Ehren
benannt. Siehe das Hölzelsche Bild!