1905 -
Halle a.S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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gelten völlig verschwinden, herrscht der Wald in dichten, jedoch nie
ganz lückenlosen Beständen.
„Hohe, stattliche Bäume mit mächtigen, dicht belaubten Kronen formen den
immergrünen dichten Teppich, unter dem ein fast undurchdringlicher Wirrwarr von
Büschen, jungen, schlanken Bäumen, von Rank- und Schlinggewächsen wächst.
Knotenartig und endlos verschlungen in den Zweigen anderer Bäume hängen die
Stämme der Lianen wie schlaffe Taue von den Laubdächern hernieder oder wuchern
dickstämmig als selbständige Bäume, um in der Höhe ihre Zweige mit denen der
benachbarten grünen Riesen zu verschlingen. Ganze Bäume sind manchmal vom
Stamm bis zur Kroue kuppelartig mit Schlinggewächsen und Girlanden behangen,
und manche Stämme und Äste sind mit Aroideen, Amoneen und anderen Ge-
wachsen eseuartig umrankt oder bedeckt mit Farnen und Schmarotzern aller Art"!.
Öl-, Wein-, Fächer- und Calamus-Palmen (span. Rohr), Kaut-
schukliane und Nutzhölzer für Bau- und Luxuszwecke bergen die
Waldungen. Die Tierwelt ist zahlreich, zählt aber hauptsächlich auf
der Hochebene die Afrika eigentümlichen Tierformen (Elefant, Fluß-
pferd, Antilopen, Gnu, Zebra und andere Einhufer, Löwe, Leopard,
Termite).
Die Hochebene zeigt die gewöhnliche Vegetationsform für das
tropische Asrika: die Savanne, wie sie sich auch im Innern unserer
Schutzgebiete findet.
„Aus ihren wogenden Grasbeständen, sagt Pechuel-Loesche, ragen allenthalben
wie Inseln vereinzelte Sträucher und ausgedehnte Gebüsche auf sowie freistehende
Bäume, Gruppen derselben und größere Gehölze. In jeder Richtung wird der
Horizont eingeengt durch Waldstreifen, welche mehr oder weniger miteinander ver-
bunden, sich bald in feuchten Bodensenkungen, bald an trockenen Hügelhängen und
über Höhen, bald auf wafferlosen Ebenen entlang ziehen. So gewährt die Savanne
mit ihrem mannigfaltigen Wechsel zwischen Gräsern und Holzgewächsen einen
Anblick, der oft von überraschender Schönheit ist und anmutend wie der eines
Parkes.
Charakterbaum der Savanne ist der Baobab oder Affenbrot-
bäum. Kulturpflanzen sind der Kolbenhirse, der Büschelhirse (Sorg-
hum), Mais, die Erdnuß, Maniok, Bataten, Aams, Tomaten, Banane,
Pisang und der Haus; die Gärten oder Gehöfte sind umgeben von
Euphorbien, Ricinus und Dornengewächfen.
Das ostafrikanische Hochland reicht vom Ostrand des Kongo-
beckens bis zum Indischen Ozean und vom Sambesi bis zum Golf
von Aden. Es nimmt von Süden nach Norden an Breite zu und
mag durchschnittlich 1000 bis 1200 m hoch sein. Im Westen senkt
es sich zu einer mehr oder minder breiten Küstenzone. Die Strecke
vom Kap Guardafui bis zur Mündung des Dschuba ist das Somal-
Land. Bis zum Kap Delgado reicht die Suahel-Küste, die bis
an den llmba britisches, bis zum Rovuma deutsches Gebiet ist.
In das Hochland sind zahlreiche Grabenbrüche eingesenkt. Sie
ziehen sämtlich von Süden nach Norden, „bilden aber keine sort-
laufende Reihe, sondern unterbrechen bald hier, bald da die aus-
1 Wißmann. Unter deutscher Flagge quer durch Afrika. S, 38-l.