1905 -
Halle a.S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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gebirge einen nach Nordosten geöffneten Bogen, und die hohen Rand-
gebirge schließen ein wüstenartiges, abflußloses Hochland ein.
Es ist ein Faltungsgebiet, nicht wie Arabien und die syrische
Wüste eine aus horizontalen Schichten aufgebaute Gesteinsplatte;
die Vertiefungen zwischen den Faltenzügen sind durch Schutt, Geröll,
Sand und Staub unter lebhafter Beihilfe des Windes zum Teil
ausgefüllt und dadurch zu einer Hochfläche eingeebnet worden. Ragen
diese Hochflächen, wie in den südlichen Umrandungen, in die kühlere
Region hinein, und werden sie von den durch die Hochgebirge ver-
anlaßten Steigungsregen befeuchtet, so sind sie von ausgesuchter
Fruchtbarkeit. Auf einer solchen Hochfläche Schi ras, im Rosengarten
von Farsistan, ebenso berühmt durch sein mildes Klima und seine
herrlichen Früchte, wie durch seine Dichter (Saadi und Hafis). Auch
Isfahaui am Südabhange des inneren Parallelzuges, des Kohrud-
gebirges, hat eine ähnliche günstige Lage. Dagegen ist das Innere,
weil in dem Rinnsal des Nordost-Passats gelegen und rings von
hohen Kettengebirgen eingeschlossen, völlig wasserarm; der Himmel
ist fast immer wolkenlos, daher die Luft so trocken, daß Eisen nicht
rostet, Fleisch wohl vertrocknet, aber nicht verwest.
Der Boden, vorherrschend aus Ton und Kies gemengt, ist salz-
haltig, und die Steppenflüsse versiegen, oder sie münden in salzige
Lachen und Moräste. Der größte Salzsee ist der Hamunsumps,
in den der Hilmend mündet. Den Norden erfüllt die große Salz-
wüste, an deren Nordrand die wichtige Karawanenstraße aus
Armenien über Täbris und Teheran nach Meschhed und von da
nach Herat führt. Teheran2, da gelegen, wo im Westen die süd-
lichen und nördlichen Randgebirge einander sich nähern, ist die
natürliche Beherrscherin aller von Westen nach dem Innern führenden
Straßen, wurde darum bei der Erhebung der jetzigen Dynastie (der
Kadscharen von turkmenischer Abkunft) zur Residenz gewählt. Im
Sommer ist Teheran sehr ungesund; darum zieht sich der Hof und
die wohlhabende Bevölkerung in dieser Reit aus die kühleren Höhen
des Elburs zurück.
Der Elburs3 ist der westliche Abschnitt des nördlichen Rand-
gebirges, das den Südrand des Kaspisees umzieht und an seinem
Knick den höchsten Gipfel, den vulkanischen Demawend mit 5630 m
Höhe, trägt. Da das Gebirge nirgend hart an das Meer herantritt,
so bleibt noch Raum zu einer reich bewässerten, äußerst fruchtbaren
Küstenebene mit Rescht im Westen und Barfurusch^ im Osten.
Rescht ist die bedeutendere von beiden wegen des bequemen Zuganges
zur Hochebene durch das Tal des Sefid-Rud oder Kysyl Usern Von
geringerer Bedeutung als diese Hafenstädte sind die aus dem heißen,
unwirtlichen und sast unbewohnten Landstreifen zwischen dem Persischen
1 Kriegerstadt. Heerlager, als ehemalige Hauptstadt. 2 Die Reine, Schöne. 3 Glänzender
Berg, so genannt wegen seiner Schneegipfel. 4 Landungsmarkt.