1905 -
Halle a.S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
fortgesetzt ist. Das Gangesgebiet gehört darum zu den fruchtbarsten
und dichtbevölkerten Ländern der Erde und ist der Sitz einer alten
Kultur. Das Produkt der den Überschwemmungen ausgesetzten Teile
ist vornehmlich Reis, während aus den höheren Teilen Weizen ge-
baut wird. Auf den Fluten des Ganges schwimmt die heilige Lotos-
bhime, und an den Ufern wurzelt die nährende Banane, die ihre
Lustwurzeln wieder zur Erde sendet und in ihren Säulenhallen
Tausenden Schatten und Obdach gewährt. Im heißfeuchten Bengalen
schießen die schlanken Palmen empor (Kokos- und Arekapalme), ge-
deiht das Zuckerrohr, kocht die tropische Sonne die edelsten Gewürze
und unendliche Schlingpflanzen hängen in schön geschwungenen Bogen
von Baum zu Baum. Hier bilden Ganges und Brahmaputra das
die Provinz Schlesien um das doppelte an Größe übertreffende
Delta, das, aus einem Gewirr von Inseln bestehend (Sanderbans),
sumpsige Dschungeln, undurchdringliche Dickichte von Schilf und
Bambus, trägt und wegen seiner todbringenden Dünste, die aus
diesen Sümpfen aufsteigen, als Heimat der Cholera angesehen wird.
Nur die westliche Mündung, der Hngly, wird durch Ausbaggerung
für Seeschiffe zugänglich erhalten, und hierauf beruht die Bedeutung
Kalkuttas, welches trotz der ungesunden Lage zum Haupthafen sür
ein von mehr als 100 Millionen Menschen bewohntes Hinterland
sich emporgeschwungen hat.
Das vorderindische Hochland nimmt den übrigen Teil
Vorderindiens ein. Nur der südlich vom Tapti gelegene Teil wird
D6khan, Südland, genannt. Der nördliche Abschnitt, der im
wesentlichen von dem dreieckigen Plateau von Malwa mit dem
Vindhjagebirge ^Narbada) als Grundlage eingenommen wird, ist
im Osten, im Lande der Ghonds, „von dichten Dschungeln und
wucherndem Walde verhüllt" lsievers, Asien), in der Landschaft
Bandelkhand berühmt durch den Reichtum an Diamanten und auf
dem Plateau durch fruchtbare Gebiete schwarzer Erde zwischen Hügel-
zügen ausgezeichnet.
Das Dsfhan ist ein nach Südosten sich senkendes und den
Flüssen, die am Westrande entspringen, dieselbe Richtung zuweisendes
Plateau; im Westen wird es von den Westghats^ begrenzt, welche
mit Steilabsall an die Küste herantreten. Diese ist vermöge ihrer
felsigen Beschaffenheit reich an geschützten Häfen. Neben dem Haupt-
Hafen Bombay finden sich hier französische und portugiesische Nieder-
lassungen. Weniger günstig ist die Ostküste, von welcher die Ost-
ghats gegen 100 km entfernt bleiben und einer mit Strandseen
und Sümpfen erfüllten, ungesunden Küstenebene Raum lassen; sie
hat keinen einzigen günstigen Hafen, und bei hoher See müssen
Personen und Waren für Madras wegen heftiger Brandung meilen-
* Ghats — Gassen, benannt nach den stufenförmigen Eingängen ins Innere, die durch die
kulinenarttge Anordnung der in nieridionaler Richtung streichenden Abschnitte des Gebirges ver-
ursacht werdeu.