1905 -
Halle a.S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wie in Ostsibirien, so schließt sich auch in der westsibirischen
Tiefebene an die Tundrenzone der Waldgürtel an. In den Strom-
tälern herrscht die Weide, oft ausgedehnte Auwaldnngen bildend,
die durch eingesprengte Pappelarten belebt werden. Daneben tritt
die Birke aus, die nur im Süden volle Größe und Üppigkeit er-
reicht. Den Hauptbestandteil machen die Nadelwälder aus: Fichten
und Föhren, Pichten (unseren Tannen ähnlich) und Arven; unsere
waldbildenden Laubhölzer: Eichen und Buchen, Rüstern und Eschen,
Linden und Ahorne scheinen ganz zu fehlen; dagegen findet sich
überall Gesträuch und Gebüsch in Hülle und Fülle. Schon vom
63. Grade tritt oasengleich Ackerbau aus; vorherrschend wird der-
selbe erst südlich von Tobolsk, und von hier bildet er einen ganz
Westsibirien bis zur Breite vou Omsk durchsetzenden Streifen.
Dieser ist auch die Zone des sibirischen Trakts, des Haupthandels-
weges, welcher von der Endstation der transuralischen Bahn
Tjumen an der Tum den Wasserweg des Tobol, Jrtysch und Ob
bis Tomsk benutzt und als Landweg über Krasnojarsk am
Jenissei bis Jrkutsk und von hier nach Süden durch das Tal der
Selenga bis Kiachta führt. Er wird heute abgelöst durch die
Eisenbahn, die an die Linie Samara—tscheljaba anknüpft, in Port
Arthur endet und eine Seitenlinie nach Wladiwostok sendet.
Mit dem 55. Parallel beginnt die Steppe; sie ist durchweg
Salzsteppe, von Salzseen unterbrochen, nach den heutigen Bewohnern
Kirgisensteppe genannt, im Frühjahr ein Gras- und Blumenmeer
mit Lilien und Tulpen, die hier ihre Heimat haben, im Sommer
eine sonnendurchglühte Wüste und im Winter ein unübersehbares
Schneefeld, über welchem der Bnran seine verderbenbringende Herr-
schast ausübt.
Die Bewohner der Steppe, (Gib nach der Karte die Völkerstämme
Sibiriens und deren Wohnsitze an!) eigentliche oder Kasak-Kirgisen,
sind wie alle Völker Nordasiens mongolischer Abkunft; sie sind das
reichste Hirtenvolk Asiens, das mit seinen Herden von Schafen,
Pferden, Kamelen, Rindern und Ziegen von Weideplatz zu Weide-
platz umherzieht und den Sommer aus den Bergweiden des Altai
und des Ala-tau zubringt. Sie sind Mohammedaner und unter-
scheiden sich dadurch streng von den Völkern Sibiriens, welche, soweit
sie nicht zum christlichen Glanben bekehrt sind, dem Schamanismus
ergeben sind.
Zu deu türkisch-mongolischen Völkern gehören wie die Kirgisen
die Jakuten, welche zu beiden Seiten der Lena bis zum Eismeere
wohnen und neben Pferde- und Rindviehzucht in geschützten Gegenden
auch einigen Ackerbau treiben.
Zu deu sinnischen Mongolen gehören ^die Ostjaken zwischen
dem mittleren Ob und Jenissei sowie die <samojeden zu beiden
Seiten des unteren Ob; beide Völkerschaften sind gutmütige Renn-
tierhirten und Fischer.