1905 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sich verhältnismäßig nur wenig über das allgemeine Niveau erheben,
bezeichnen. Der Südural, vom 50.-55. Parallel, von der Bjelaja^
und der Ufa wie von einer Zange umspannt, wird auch der wald-
reiche Ural genannt, verdient diese Bezeichnung aber nur auf euro-
päischer Seite, da die asiatische Steppenboden, Nomadenland ist,
bewohnt von den nomadisierenden Kirgisen; auf den waldigen
Randhöhen leben Baschkiren als Jäger-, Reiter- und Hirtenvolk,
auf halbem Wege zur Ansiedelung.
Der mittlere Ural, vom 55. —61.° n. Br., bis zum Quell-
gebiet der Petschora ist ausgezeichnet durch seinen Reichtum an
Eisen-, Kupfer- und Silbererzen, auf dem asiatischen Abhang durch
gold- und platinhaltigen Quarzsand. Er ist wesentlich niedriger als
die beiden anderen Abschnitte des Gebirges, und die Plateauhöhe ist
so unbedeutend, daß der Reisende, welcher das Gebirge überschreitet,
den Gebirgscharakter völlig vermißt; denn es beträgt der höchste
Punkt der Straße von Perm nach Jekaterinburg nur 450 m.
Der Nordural, von den Russen der wüste llral genannt,
erscheint als ein weitläufiger, felsiger Bergzug, der immer von tief-
hängenden Wolken belagert wird, welche die feuchten Weft- und
eisigen Nordwinde herbeiführen; daher ist er sehr wasserreich und auf
seinen Abhängen mit Waldwildnissen von niederen Tannen, Fichten,
Zirbelkiefern und Lärchen bedeckt. In ihnen finden Bären, Wölfe
und Elentiere ihre Asyle. Russische Pelzjäger streifen im Sommer
durch diese Wildnisse. Auf den freien Torf- und Moosebenen wandern
im Westen russische Lappländer, im Qsten Samojeden mit ihren
gezähmten Renntieren umher.
b. Das Tiefland. Am Übergange des mittleren zum Nord-
ural, um die Quelle der Petschora, verflacht sich der Westabhang
zu Hügelland, das als Wasserscheide nach Nordwesten und nach^
Westen zieht und von den Russen Uwalli, d. i. Hügel, genannt
wird. Der nordwestliche Zug findet seine Fortsetzung in den Tlinau-
bergen, die das Gebiet der Petschora im Westen abgrenzen. Die
westliche Fortsetzung scheidet unter dem Namen Nordrussischer Land-
rücken die Dwina von dem Wolgasystem und damit Nord- und
Mittelrußland voneinander. Dieser wasserscheidende Rücken ist kein
Gebirgszug, sondern besteht aus Bergzügen untergeordneter Art, die
von Senkungen unterbrochen sind; er verliert sich völlig an der
Sucho na quelle und steht mit der Waldaihöhe in keiner Verbindung.
Ein breites Tieflandstor zwischen dem Ladoga- und dem Weißen
See verbindet die arktische Tiesebene und den Finnischen Meerbusen
mit der Wolganiederung. Ladogasee (so groß wie Württemberg)
und Qnegasee lhalb so groß) stehen untereinander und mit der
Ostsee sowie mit der Dwina und durch das große Tieslandstor
zwischen dem Nordrussischen Landrücken und der Waldaihöhe mit
1 Weißer Fluß. 2 Höhle; nach den Sandsteinhöhlen am Unterlauf benannt.