1905 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Es beginnt zwischen den Quellgebieten des Jalon, der zum Ebro führt,
des Duero und Tajo und wendet sich als Sierra^ Guaderama scharf nach
Südwesten; als wildes, unzugängliches Gebirgsland zieht es hierauf unter ver-
schiedenen Namen nach Westen bis in die portugiesische Provinz Beira, diese fast
ganz erfüllend. Die wichtigsten Übergänge liegen im Osten. Hier führt im
Meridian von Madrid, Burgos und Madrid in gerader Linie verbindend, der
Paß von Somosierra^, bequemere Pasfageu führen weiter westlich von der
allen Römerstadt Segovia aus an dem königlichen Lustschlosse Sau Jldesonso,
und von Avila aus an el Escorial vorbei (letztere mit Eisenbahn) aus der
Hochebene nach Spaniens Hauptstadt.
Unweit des Südabhanges des Scheidegebirges, fast in der
Mitte der Halbinsel Madrid.
Madrid, durch Philipp Ii. die Hauptstadt Spaniens, liegt in einer Oase
des Manzanares, eines Nebenflusses des Jarama, der zum Tajo fließt. Mit
einer Höhe von 300 m ist sie die höchstgelegene Residenz Europas. Auf einer
weiten, fast baumlosen Hochebene gelegen, ist das Klima wegen der großen Ent-
sernung vom Meere durch die außerordentlich trockene und scharfe Lust und durch
die rafchen und großen Temperaturfprüuge ein wenig angenehmes. In Madrid
laufen die Schienenwege zusammen, welche die Hauptstadt mit den Häfen des
Mittelländischen Meeres und des Ozeans verbinden.
Die Hochebene von Neu-Castilien, das Gebiet des Tajo
und Guadiana, hat denselben Charakter wie Alt-Castilien, nur daß
sie wegen ihrer geringeren absoluten Höhe die Temperaturunterschiede
noch schärfer hervortreten läßt. Sie ist größtenteils mit Sand und
Geschieben bedeckt und erscheint als ein trocken gelegter Seegrund;
Salzkrusteu überziehen die Oberfläche des Bodens, und Salzpflanzen
und Tamarisken sind die traurigen Gewächse des Landes. Die
Sonnenhitze ist unerträglich, die Nächte dagegen sind oft empfindlich
kalt; die wenigen Regentage sind leicht zu zählen; daher herrscht
große Trockenheit der Luft und des Bodens; Tajo und Guadiana^
stehen öfters still. In der Manch a löst sich der Guadiaua stellen-
weise zu einer Reihe von Sümpfen auf. Diese völlig tischartige
Ebene beherbergt zahlreiche Herden der besten Esel und Maultiere;
zugleich ist sie der Boden für die Irrfahrten des Ritters von der
traurigen Gestalt, dessen Phantasie in dem ödesten der Landstriche
den sreiesten Spielraum zu seinen Abenteuern fand. Der westliche
Abfall dieser Hochebene in Estremadura ist durch die tiefen Tal-
einschnitte des Tajo und Guadiana und durch die Nähe des Ozeans
gemildert; sie bildet den Übergang zu den angrenzenden portugiesischen
Landschaften. Heiße, sengende Sommer sind mit lieblichen, milden,
frühlingsgleichen Wintern vereint. Darum ist Estremadura^
während des Winters der Sammelplatz für die vielen Herden der
Wanderschafe (Trashumautes).
Den Südrand des Hochlandes bildet das Andalusische
Scheidegebirge, im östlichen Drittel Sierra Morena^ genannt.
1 Nach dem arabischen »1 Kliari-ai — der Gebirgszug. 2 Zu oberst am Gebirge. 3 Guad,
Wundi vom (trab. Wadi = Wasserlauf, Fluß? Guadiana — Entenfluß. Guadalquivir = Wad-al-
kebir = der große sc. wasserreiche Fluß. 4 Spanisch, — jenseit des Duero. 5 Dunkles Gebirge,
Schwarzwald.
Wulle, Erdkunde Ii. 4