1905 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Senatoren und der Deputierten, welche mit dem Könige zu-
sammen das Parlament ausmachen. Die Person des Königs wird
in den beiden Kammern durch neun verantwortliche Minister repra-
sentiert. Der Senat besteht aus den königlichen Prinzen und einer
vom Könige auf Lebenszeit ernannten Zahl von Mitgliedern. Die
Zahl der Deputierten beträgt 508, welche für jede Gesetzgebung^
Periode in ebensoviel Wahlbezirken gewählt werden, so daß auf je
50000 Wähler ein Deputierter kommt.
Das Königreich Italien bat mit den Inseln einen Flächen-
inhalt von 287000 qkm; die Einwohnerzahl beträgt 32,4 Millionen.
Am dichtesten bevölkert sind die nördlichen Landesteile (Ligurien 1l>0,
Lombardei 170 Bew. auf 1 qkm) und Campanien (fast 200 Bew.
auf 1 qkm), wo der Ackerbau in höchster Blüte steht; am spärlichsten
ist Sardinien bevölkert (32 Bew. aus 1 qkm,).
Obgleich 4/s des Bodens Italiens dem Acker- und Gartenland
angehört, so wird doch nicht so viel Getreide erzeugt, als im Lande
gebraucht wird. Italien muß daher noch einen großen Teil Brot-
korn aus Südrußland, Ägypten und Amerika beziehen. Reis wird
besonders in der Tiefebene und im Delta des Po, außerdem hin
und wieder in Mittel- und Unter-Italien und in Sizilien angebaut.
Der Weinbau ist in Italien in einer Gleichmäßigkeit über alle
Landschaften (mit Ausnahme von Sardinien) verbreitet wie in keinem
anderen Lande, ebenso der Anbau von Tafelfrüchten (Feigen,
Mandeln, Orangen usw.), der eßbaren Kastanie und der Olive.
Wein, Früchte, Olivenöl sind darum wichtige Ausfuhrgegenstände.
In Unteritalien und Sizilien beschäftigt mau sich teilweise mit Baum-
wollenanbau. Die Viehzucht steht im allgemeinen auf einer niedrigen
Stufe, doch werden Eier und Geflügel in nicht unbedeutenden
Mengen an das Ausland abgegeben. Die italienische Seidenpro-
duktion ist die größte aller europäischen Länder und wird nur von
der chinesischen übertroffen. Von Mineralien liefern nur Mar-
mor (Carrara) und Schwefel (Sizilien) namhafte Beträge für die
Ausfuhr.
Unter den Industriezweigen sind besonders diejenigen her-
vorzuheben, deren Rohstoffe im Lande selbst erzeugt werden. In
der Seidenindustrie ist Mailand ein bedeutender Konkurrent des
französischen Lyon geworden. Wollindustrie, Hanfgarnspinnerei,
Strick- und Tauwerkfabrikation sind noch bemerkenswert. Ferner ist
noch als den Italienern eigentümlich zu nennen: die feine Stroh-
hutflechterei und die Korallenverarbeitung sowie die Verarbeitung
der Lava und der Muscheln zu Kameen.
Seitdem mehrere Eisenbahnlinien die Alpen durchsetzen und in
Oberitalien sich vereinigen, hat sich der Verkehr der Halbinsel wesent-
lich gesteigert; insbesondere werden seine Häsen Ausgangspunkte für
die Verbindung mit Vorderasien und Ostindien.