1905 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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tat. Da der größte Teil das österreichische Kronland Steiermark
erfüllt, so könnte man diesen Abschnitt als Steierische Alpen be-
zeichnen. Der nördliche Zweig zieht als Niedere Tauern, über
welche im Westen der Radstädter Paß aus dem Pongauin das
Luugau führt, bis zum Schober-Paß (Eisenbahn zwischen Enns-
und Murtal). Nordöstlich von dieser Senke finden sich reiche Lager
von Spateisenstein, der im Erzberge bei Vordernberg zu Tage
tritt und auf dem die Eisenindustrie Nieder-Österreichs beruht. Der
südliche Zweig zwischen Mur und Drau, von dem Katschberg-
Paß im Westen überschritten, das Kärntnisch-Steirische Ge-
birge, löst sich in breitere Massen und nach allen Seiten aus-
strömende Täler auf, die fruchtbar und dicht bewohnt sind, und
gabelt sich abermals. Der nördliche Flügel wird durchbrochen von
der Mur, die bei Bruck nach Süden sich wendet und nach dem
Durchbruche in das Becken von Graz, der Hauptstadt Steiermarks,
eintritt.
Das Grazer Becken ist ein ungemein fruchtbares Hügelland, überall bedeckt
von reichen Fruchtfeldern, Weingärten und Wiesen; hier und da büden Wälder
eine angenehme Unterbrechung. Graz selbst liegt im Schutze des inselartig 120 m
über der Mur aussteigenden Schloßberges, der Ruinen einer früher sehr starken
Befestigung trägt, an der ersten aller Alpenbahnen, der Semmeringbahn (eröffnet
1854), die Wien und Trieft verbindet; so ist es denn kein Wunder, daß diese
schönste unter den deutschen Alpenstädten auch die bedeutsamste und größte ist.
Das die Zentralkette im Süden begrenzende Tal der Drau
bildet in seinem oberen Teile mit dem der Rienz (Toblacher Feld)
das Pustertal; es erweitert sich von Villach an zu eiuer 20 km
breiten Ebene, in deren Mitte Klagenfurt, die Hauptstadt Kärn-
tens, liegt. Bei Billach kreuzt sich das Drautal mit der Eisen-
bahnlinie Wien—venedig. Nachdem diese den Semmering über-
schritten hat, strebt sie unter Benutzung des Mürz- und Murtales
dem Drautale zu. Von Villach an übersteigt sie die südlichen Kalk-
alpen und die Karnischen Alpen, deren Fortsetzung die Kara-
wanken sind, und führt in einem Längstal über Tarvis und
Porttafel ins Ta gliamentotal (taljamsnto) auf italienisches Ge-
biet. Östlich von der Strecke Tarvis — Pontasel und südlich von
dem Längstal der Save (auch Sau) liegen die Juli scheu Alpen,
deren höchste Erhebung der Triglav ist, der stolze südöstliche Eck-
Pfeiler der Alpen. Von dem West-Abhange des Hanptkammes eilt
der Isonzo in schnellem Zickzacklaufe dem Adriatischen Meere zu.
Wo der Karst ans Meer tritt, bildet er Steilküsten. An einer
wohlgeschützten, geräumigen Bucht steigt amphitheatralisch an den
Abhängen des Karst hinauf, zum Teil von immergrüner Vegetation
umgeben, Trieft, die größte See- und Handelsstadt Österreichs,
„das südliche Hamburg."
Das obere Flußgebiet der Save, deren Talrinne das zweite
nach Osten geöffnete Längstal der Südostalpen bildet, umfaßt das
Kronland Krain, „den klassischen Boden des tausendfach zerklüfteten