1905 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Rändern von Juragebilden umsäumt, aber durchbrochen und über-
schüttet ist durch gewaltige, bis in die Quartärzeit hineinreichende
Vulkanausbrüche, von welchen hohe, isolierte Vulkankegel (Dome),
mächtige, iu die Täler gehende Lavaströme, Krater und Kraterseen
zeugen. Die im Südwesten sich anschließende Terrasse, die von Lot
und Tarn in tiefen Tälern durchbrochen wird, ist auf den Höhen
ohne Baum und Wasser und schwach bevölkert. Hier sauden die
um ihres Glaubens willen Verfolgten lalbigenser, Waldenser) durch
die Reformationszeit hindurch (Hugenotten) eine Zufluchtsstätte. Der
südliche und östliche Rand des Hochlandes, der wie eine steile Mauer
zum Küstensaum und zum Tieflande abfällt, endet im Norden mit
dem kleinen Plateau von St. Etienne, in deffen Umgebung sich
Frankreichs reichste Kohlenlager, daneben auch Eisenlager befinden,
so daß St. Etienne ein wichtiger Mittelpunkt der französischen In-
dustrie geworden ist.
g. Zwischen das zentrale Hochland und die diesem gegenüber-
liegenden Westalpen ist das Tal der Rhone eingelagert, das erst
unterhalb von Valence sich weitet und im Osten die Ebene der
Provence, im Westen die von Languedoc umfaßt. Dieses Tief-
land mit völlig südeuropäischem Klima und ebensolcher Pflanzenwelt
ist ein Land der reichsten Bodenproduktion, mit Reben, Öl- und
Maulbeerbäumen, Pflaum- und Mandelbäumen bedeckt, nur zuweilen
von dem die schönsten Hoffnungen des Frühlings vernichtenden Nord-
Westwinde (Mistral) heimgesucht. Es verläuft im Süden in die
Camargue, das Delta der Rhone, mit reichen Wiesen, aber auch
mit Sümpfen und Strandseen. Östlich schließt sich an die Camargue
bis an die Ausläufer der Alpen die Cr au an, ein zum Teil wüstes
Steinfeld, das aus Milliarden gerollter, von den Alpenflüffen
heruntergeführter Kiesel besteht. Die weiter östlich an das Meer
herantretenden Ausläufer der Alpen sind mit Pinien und Agaven
bestanden; doch erst bei Cannes beginnt die Riviera-Landschaft
mit Palmen und Orangenbüschen, Rebenhügeln und Olivenhainen,
Der Glanzpunkt der Küste ist Nizza an der Engelsbai, „die
Blumenstadt", da es hier keinen Monat im Jahre gibt, der in
Gärten und im freien Felde des Blütenschmuckes völlig ermangelte.
Ii. Die natürliche Fortsetzung des Rhonetals nach Norden
bildet von Lyon aus die 250 m hohe, reich angebaute, im Westen
von den Weinhügeln der Eöte d'or und dem Plateau von Langres
eingefaßte Burgundische Hochebene, die von der Saöne durch-
flössen wird. An sie schließt sich im Osten das Hügelland der über
die 4—500 m hohen Platten des Jura sich ausbreitenden Franche
Comte. Das Tal des Doubs bildet von alters die Straße, welche
von dem Eingangstor zwischen Jura und Vogesen (trouee de Bei-
fort) aus Mitteleuropa nach Südfrankreich und nach dem Mittel-
ländischen Meere führt.
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