1905 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ländische Gebiet ist ausgezeichnet durch die immergrünen Holz-
pflanzen, wie die Korkeiche, den Ölbaum, die Myrte und die
malerischen Formen der Pinie und Zypresse. Die edlen Südfrüchte
(Zitronen, Apfelsinen, Pomeranzen), der Wein, die meisten Stein-
obstarten (Pfirsiche, Aprikose) sind erst durch die Kultur verbreitet
worden. Von tropischen Gewächsen gedeihen im äußersten Süden
das Zuckerrohr, die Baumwolle, Palmen sowie die amerikanischen
Agaven und Feigendisteln. Die Bebauung des Bodens ist garten-
ähnlich; Feldwirtschaft ist mit Baumkultur verbunden. Wiesen
sehlen, und durch die Verwüstung der Wälder und die Vernach-
lässigung der künstlichen Bewässerung sind weite Strecken unbebaut.
Das mitteleuropäische Florengebiet erstreckt sich von
den Pyrenäen bis an den Ural. Charakterisiert wird es durch die
blattwechselnden Laubhölzer «Buche, Eiche, Birke) und weiter im
Norden und in den höheren Regionen der Gebirge durch den Reich-
tum an Nadelhölzern (Lärche, Fichte, Tanne, Kiefer). Ausgedehnter
Getreidebau wird hier getrieben: Weizen im Süden, nach dem Norden
hin Roggen, Gerste und Hafer. Im Süden gedeiht auch der Wein
und die edle Kastanie. Hervorzuheben sind ferner die Wiesen, Moore
und Heiden als charakteristische Vegetationsformen. Im Südosten
geht dieses Gebiet in die osteuropäischen Steppen über, welche mit
den ungarischen Pußten beginnen und sich bis zur uralo-kaspischen
Niederung erstrecken.
Der äußerste Nordosten, welcher die Nordküste von Kola, Kanin
und das untere Petschoragebiet umsaßt, gehört dem Tundragebiet
an, in welchem der Erdboden im Sommer nur spannentief auftaut
und teils von Moosen, teils von Erdflechten bedeckt ist.
Weil der Bodenbau durch ganz Europa sich erstreckt, so ist
die Tierwelt hauptsächlich durch unsere Haustiere vertreten. Die
wilden Raubtiere, wie Bär, Wolf und Luchs, sind in die Wälder
der hohen Gebirge und des Ostens zurückgedrängt. Das jagdbare
Wild, wie Gemse und Steinbock in den unzugänglichen Teilen der
Alpen, Edelhirsch, Reh und Wildschwein im Mittelgebirge und in
der Ebene, Elch und Wisent in besonderen Gehegen (Jbenhorst an
der Memel, Bialowiczer Wald), erhält sich nur durch künstliche
Schonung. Im Norden lebt das Renn.
Der bei weitem größte Teil der Bevölkerung (fast 400 Mill.)
(s. die Völkerkarte!) gehört der mittelländischen Rasse und zwar dem
westlichen Zweige des indo-europäischen Sprachstammes an.
Als Angehörige des östlichen Zweiges sinden sich zerstreut Armenier
und Zigeuner. Die Semiten sind durch die etwa 6 Mill.
zählenden Juden, die über ganz Europa verbreitet sind, ver-
treten.
Drei große Sprachfamilien des indo-europäischen Stammes er-
scheinen als die herrschenden. In den Ländern am Mittelmeer, also
auf den drei südlichen Halbinseln und in Frankreich nebst den zu-
Wulle. Erdkunde Ii. in