1910 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Das Klima der Inseln ist durchweg tropisch; indes wird die
Hitze durch den Einfluß des Meeres gemildert. Infolge der stetig
vom Meere her wehenden Passate ist ein Unterschied zwischen einer
trockenen und einer nassen Jahreszeit nicht vorhanden. Der Regen
tritt in allen Monaten ein; dabei leiden die niedrigen Inseln oft an
Trockenheit, während die hohen Inseln die Wasserdämpfe, die der
Passat mitbringt, leichter niederschlagen und darum mit reichem
Pflanzenwuchs bedeckt sind.
Für die niedrigen Jnfeln ist die Kokospalme, aus denen sie oft
der einzige Baum ist, von besonderer Wichtigkeit. Sie ist wahr-
scheinlich durch die Äquatorialströmungen des Großen Ozeans über
Polynesien verbreitet worden. Palmkerne und Kopra bilden den
Haupthandelsartikel auf den Inseln der Südsee. Andere Vertreter
der polynesischen Pflanzenwelt sind der Brotfruchtbaum, der Pisang,
der Pandanus, die Iamswurzel, der Taro. Im allgemeinen nimmt
die Fülle der Pflanzenwelt von W nach O ab.
Dasselbe gilt für die räumliche Verbreitung der Tierwelt.
Die Klasse der einheimischen Säugetiere ist nur durch Fledermäuse
vertreten. Der Hund sowie das Schwein und das Huhn sind den
Bewohnern auf alle Inseln gefolgt. Die Vögel sind zahlreicher.
Von den Reptilien kommen Schlangen nur bis zur Tonga-Gruppe
vor, während Eidechsen überall, selbst auf kleinen Atolls, angetroffen
werden. Nur bei den Schmetterlingen kehrt sich die sonst allgemein
gültige Verbreitungsregel um, indem ihre Zahl mit der Annäherung
an die amerikanische Küste zunimmt.
Die einheimische Bevölkerung ist von W her eingewandert.
Sie wird von den polynesischen Malayen gebildet; die Mlkronesier
sind durch Vermischung mit den benachbarten Papuauen entstanden.
Von der Urheimat im sö-en Asien führten Strömungen und Winde
einen Teil des malayischen Stammes bis zur Osterinsel, während die
Neuseelandströmung die Maüris von „Hawaiki", wahrscheinlich der
Samoagruppe, in ihre neue Heimat Neuseeland leitete.
Wie alle Malayen, sind die Polynesier geschickte Seefahrer, die durch ein-
sache und doppelte Ausleger ihre schmalen Segelsahrzeuge vor dem Umschlagen bei
heranrollenden Wogen schützen. Ihre Werkzeuge gehörten bei ihrer Entdeckung
der Periode der undurchbohrten Steingeräte an. Tongeschirre fehlten; daher
wurden die Nahrungsmittel in Gruben mit glühenden Steinen gekocht. Wohnung
und Kleidung sind höchst einfach. Ihre religiösen Regungen äußerten sich, bis
ihnen^das Evangelium gebracht wurde, in der Verehrung von Naturkräften. Auch
den Stammesoberhäuptern, welche sich göttlicher Abkunst rühmten, wurde nach
ihrem Tode göttliche Verehrung zuteil. Eng knüpfte sich daran ihre Macht zu
tabuieren, d. i. durch Berührung irgendeinen Gegenstand sür heilig oder unverleß-
lich zu erklären. Jeder Tabubruch zog unwiderruflich zeitliche und ewige Strafe
nach sich. Cook, obgleich von den Sandwich-Insulanern vor und nach seinem Tode
als Gott verehrt, fiel zur Sühne für einen Tabubruch. Seit 1797, als auf
Tahiti die ersten englischen Missionare landeten, hat sich das Christentum mit be-
wundernswerter Schnelligkeit über die Inseln verbreitet.