1910 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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einigt alle Bedingungen der üppigsten Entfaltung des organischen
Lebens und gehört zu den an Pflanzen und Tieren reichsten Ge-
genden der Erde. Fast in der ganzen Breite des Kontinents zieht
sich längs des ganzen Stromgebiets der tropische Urwald, durch-
schnittlich über etwa sechs Breitengrade, hin, bestehend aus undurch-
dringlichen, sumpfigen Beständen mit Baumriesen und Schling-
pflanzen. Borherrschend sind die Palmen, riesenhaft ist der Woll-
bäum (Bombax Ceiba), zahllos sind die Schling- und Schmarotzer-
pflanzen; hier ist auch die Welt der epiphytischen Orchideen, die
Heimat der Ananas, der Vanille, der Kakaobäume und an den
Abhängen der Anden in der Höhe von 1600—2600 m die Region
der immergrünen, lorbeerartigen Fieberrindenbäume. Ebenso arten-
reich und glänzend ist das T i e r l e b e n , unter dessen bekannteste
Eigentümlichkeiten Brüllaffen, der Jagnar, der Tapir, das Faultier,
Arapapageien, Webervögel, Hokkohühner, Tukaue, Prachtkolibris,
Kaimane usw. gehören. Außerordentlich groß ist der Reichtum an
Reptilien, Amphibien, Fischen und besonders an Insekten aller
Ordnungen.
Wo aber die Macht des physischen Lebens zu solcher Höhe
gesteigert ist, da tritt die Entwicklung des höheren tierischen
Organismus zurück. Es fehlen Südamerika nicht nur die Riesen-
gestalten Asiens und Afrikas, sondern es sehlt den höheren Tieren
Amerikas auch „die Kraft der Seele, die unbezähmbare Wildheit,
der feurige Mut und die Intelligenz, wie wir sie bei ähnlichen
Tieren der Alten Welt zu bewundern und zu fürchten gewohnt
sind".
Das den mittleren Teil des O Südamerikas einnehmende
brasilische Bergland umfaßt ein Gebiet von der fünffachen Größe
des Deutschen Reichs. Es ist wie das Bergland von Guayana ein
altes Schollenland aus kristallinischem Urgestein, überlagert von
Schiefern, die einen erstaunlichen Reichtum an Edelmetallen und
wertvollen Steinen, sowie von Kalk- und Sandsteinen einschließen.
Die einförmige, wellige, 300 — 800 m hohe Oberfläche, die durch
radial verlaufende Flüsse gegliedert wird, erhebt sich im O zu höheren
Küstenketten, die im Jtatiaya der Serra de Mantiqueira (mang-
tike-ira) mit'2712 m die größte Höhe des Berglandes erreichen.
Die Hochflächen des Innern sind darum regenarm, da die
Küstenketten den Luftströmungen den Regen zum größten Teil ent-
zogen haben; sie sind weit und breit mit Savannen bedeckt, die hier
Campos1 genannt werden. An der Küste dagegen ist infolge des
Einflusses der reichen Sommer- und Herbstregen im n-en, der Herbst-
und Winterregen im s-en Teile das Pflanzen- und Tierleben nicht
40000 km — der Länge des Äquators. Die Einfahrt in den Strom ist gefährdet durch die der
Mündung vorgelagerten Sandbänke. Dazu tritt die Naturerscheinung der berüchtigten Proro-
roca, einer mit wallartiger Front stromaufwärts laufenden, bis 10 rri aufsteigenden, nach
vorn überstürzenden Flutwelle, die verheerend über die flachen Ufer sich ergießt. 1 Felder.