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1. Die außereuropäischen Erdteile und die Weltmeere - S. 30

1910 - Halle a. S. : Schroedel, Pädag. Verl.
— 30 — patagonischen Steppen, die, wenngleich noch in der südlichen ge- mäßigten Zone gelegen, wegen der kalten Meeresströmung, die ihre Küste bespült, im Sommer so rauh, im Winter so kalt und stürmisch sind wie nur irgend ein Landstrich im Norden Europas. Das Innere Patagoniens ist Hochland, das unmerklich von der Cordillere nach O sich senkt und in Stufen mit 100 —150 m hohen Klippen zum Meere abfällt. Die wellenförmigen Ebenen sind mit grobem Grase bedeckt und von Guanacos und Straußen belebt. Dem Charakter der Antarktis nähert sich der unwirtliche Feuerland-Archipel. Bewohner. (Die Karte zeigt die Verteilung der Bewohner nach Ab- stammung und Dichte.) Die einheimische Bevölkerung, die Indianer, haben als gemeinsame Eigentümlichkeiten einen gedrungenen Körperbau, ein breites Gesicht mit vorspringenden Backenknochen und niedriger, schmaler Stirn. Kleine schiefgestellte Augen erinnern bei einigen Stämmen an die mongolische Rasse, während andere Stämme Ähnlichkeit mit den Polynesiern aufweisen. Die Hautfarbe ist hellbraun, selten kupferrot, das Haar meist schwarz und fast stets straff und schlicht; der Bart spärlich. Die Körpergröße schwankt zwischen 150—180 cm und ist im S bedeutender als im N, wie überhaupt die Bewohner des tropischen Teiles in ihrem körperlichen und geistigen Leben durch die Überfülle der Natur gehemmt werden. Eine starke oder gänzliche Entblößung des Körpers ist bei ihnen die Regel. Ohne Gebrauch der Hängematte, ohne Boote, vielfach durch Lippen- und Ohrverstümmelung ausgezeichnet, führen sie ein schweifendes Jägerleben. Fischerei, Jagd, Maniokbau sind die wichtigsten Nahrungsquellen. Sie verharren, zumal im Innern der weiten Waldregionen an den Ufern der Riesenströme, noch auf den niedrigsten Stufen der geselligen und geistigen Gesittung und bilden keine durch gemeinsame Bande vereinigte Völkerschaften, sondern nur Horden. Auf welcher niedrigen Entwicklungsstufe diese Völker noch stehen, davon legt Karl von der Steinen in seiner Schilderung der Tingn(schingu)-Jndianer ein bezeichnendes Zeugnis ab. „Daß die .Nnguindianer sich noch in keiner Weise den Begriff eines höheren Wesens formuliert hatten, das geliebt oder gefürchtet wird, von dem sie sich abhängig fühlen, darin lag bei der Einfachheit ihrer sozialen Verhältnisse nichts Wunderbares; — — ich war ebenso nicht weiter er- staunt, als ich beim Sammeln ihrer Legenden von den alten Zauberern erfuhr, die sich beliebig in Tiere verwandelten, als man mir erzählte, daß früher nicht nur die Tiere, sondern auch die Gegenstände bis auf die Fußspur am Boden mit menschlicher Sprache begabt gewesen seien. — — Aber ich darf gestehen, daß ich mich allmählich überzeugen mußte, daß sie an ihre Abstammung von Jaguaren fest glaubten, andere Stämme für Wassertiere hielten; — — man behauptet nicht etwa des schönen Vergleichs halber, der Regenbogen sei eine Wasserschlange, das südliche Kreuz ein Vogel Strauß — nein, mit diesen Namen erklärte man, man erkannte in dieser Weise." Die südlichen Stämme haben sich seit der Einführung des Pferdes durch die Europäer in wilde Jäger- und Reitervölker um-
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