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1. Die außereuropäischen Erdteile und die Weltmeere - S. 85

1910 - Halle a. S. : Schroedel, Pädag. Verl.
— 85 — von allen Reisenden das Kongoland im Vergleich zu Ostafrika als eine tierarme Region bezeichnet. Bewohner und wirtschaftliche Verhältnisse. Der Hauptsache nach sind die Bewohner Bantuneger; nur im No sind die den nordafrikanischen Mischvölkern zugehörigen N i a m - N i a m herein- gedrungen, und zerstreut im Innern zeigen sich hier und da Zwerg- Völker', z.b. die Akka nö von den Stanley-Fällen, die Batua w vom Tanganjikasee. Sie erreichen noch nicht 1,5 m, wohnen in Erdhöhlen oder Grashütten, leben von der Jagd und werden Fremden durch ihre vergifteten Pfeile, die sie aus sicherem Versteck abschießen, gefährlich. Sie unterscheiden sich nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch Sprache und Sitte wesentlich von den Bantu- negern und werden als Reste der afrikanischen Urbevölkerung angesehen. Die Neger sind nicht so häßlich, wie man sie bisher darzustellen beliebte; man findet unter ihnen ein wohltuendes Ebenmaß des Körperbaus, verbunden mit Kraftfülle, so daß Reisende nichts von dem sogenannten Negertypus wahr- nehmen konnten. Allen gemeinsam ist der schmale, mehr oder weniger hohe Schädel, die nach hinten zurückweichende Stirn. Die Nase ist hohlrückig, zuweilen auch gerade oder selbst gebogen; die Kiefer sind in verschiedenem Grade nach vorn stehend, die Lippen aufgeworfen. Das meistens kurze Haar ist im Querschnitt elliptisch und stark gekräuselt; bei Kassern und Betschuanen versilzt es sich büschel- förmig. Die Haut variiert vom Dunkelgelbbraun bis zum dunkelsten Schwarz in den verschiedensten Nuancen; fast immer übersteigt die Farbe die südeuropäische Bräunung. In sprachlicher Hinsicht unterscheiden sich die im N wohneuden Sudanneger von den den ganzen S von der Wasserscheide zwischen Schari und Kongo an ein- nehmenden Bantunegern, deren Sprache für reiner und altertümlicher gilt als die der mit den Hamiten Nordafrikas vermischten Sudanneger. Im allgemeinen haben die Neger wenig Neigung zu stetiger Arbeit; doch besitzen einige namentlich als Träger von Lasten außerordentliche Kraft und Ausdauer (Kruneger). In den Kulturlandschaften des Sudan, des Kongo, des Sambesi und zwischen den oft- afrikanischen Seen und der Küste wird Ackerbau und Viehzucht getrieben; freilich wird bei den meisten Stämmen die Feldarbeit durch Sklaven und durch die Frauen verrichtet, während allein der Krieg und die Jagd eines freien Mannes würdig ist. Wenn einzelnen Völkern auch das Bestreben, ihre Zustände selbst zu bessern, nicht abzusprechen, Geschicklichkeit und Erfindungsgabe in der Anfertigung von Handarbeiten ihnen eigen ist, so scheint doch die Leichtigkeit, mit welcher die Natur ihre Gaben sich abgewinnen läßt, lähmend aus die Entwickelung der geistigen Fähigkeiten eingewirkt zu haben. Der Pflug ist bis nach Jnnerasrika noch nicht eingedrungen. Sorglosigkeit und Leichtlebigkeit äußert sich in übersprudelndem Frohsinn, und ihre Oberflächlichkeit in der Neigung zu Lüge und Diebstahl. Wohl können sie aber im allgemeinen als gelehrig bezeichnet werden, da sie selbst schwieliger herzustellende europäische Erzeugnisse nachzubilden in einiger Zeit im- stände sind. Sprach- und Lesetalent sollen sie ebenfalls in hohem Maße besitzen. Es gleicht der Neger einem der Arbeit ungewohnten, noch ganz unter der Herr- schast seiner sinnlichen Natur und der Einflüsse von außen stehenden Kinde. Er steht noch völlig unter dem Übergewicht des Naturlebens. Darum ist auch seine Religion hauptsächlich eine Religion der Furcht und des Schreckens. Durch Zauberdinge (Fetische), die den Sinn von Amuletten haben, sucht er sich vor den bösen Geistern zu schützen. Freilich genossen die Fetische als Sitz höherer Wesen bald selbst götzendienerische Verehrung. Die Vermittler zwischen den Geistern und den Menschen sind die Zauberer, die zunächst Häuptlinge sind oder eine eigne Kaste bilden. Das nomadisierende Leben der nur Viehzucht treibenden Stämme sowie der Raubbau der mit Feldbau sich beschäftigenden Stämme läßt den Erdraum
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