1910 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ostens zwar einen reichen, aber nnsicheren Stoff. So erklärt es
sich, daß bis znm Anfange des vorigen Jahrhnnderts wie in Afrika
so auch hier nur die Küsten genau bekannt waren. Waren aber bei
Afrika die großen Ströme das Ziel der Forscher, so stehen hier im
Vordergrunde die gewaltigen Hochländer und riesigen Gebirgsketten.
Den Reigen der Entdeckungen eröffneten Deutsche, die Gebrüder
Schlagintweit, die 1856 von Indien aus über den Himalaja,
Karakorum und Kwenlun zu der großen Zentralmulde des Tarim-
beckens vordrangen. Ein Jahr später begannen die russischen
Forschungen mit der Bereisnng des Tienschan, und nun folgt eine
Reihe von Entdeckern der verschiedensten Nationen, deren Reisen an
Kühnheit den Entdeckungsreisen in Afrika nicht nachstehen. Es sei
nur der unermüdlichste und erfolgreichste genannt, der Russe
Prschewalski, der mit der Hochburg Asiens uns bekannt gemacht
hat. Von China brachte eine ganz neue Kenntnis v. Nichthofen
durch die großen Reisen von 1868 —1872. 1889/90 wurden von
dem Franzosen Bonvalot die erste Durchquerung Tibets ausgeführt.
In neuester Zeit zählt der Schwede Sven v. Hedin infolge seiner
Durchquerung der Takla Makan in Ostturkestan, die Festlegung der
Hydrographie des Tarimbeckens und des Lobnor sowie durch seine
Forschungsreisen in Tibet zu den bedeutendsten wissenschaftlichen
Reisenden in Asien. Als das wichtigste Ergebnis seiner letzten Reise
(1906/08) bezeichnet Sven v. Hedin selbst die Entdeckung einer groß-
artigen Bergkette, welche die Wasserscheide zwischen den zentralen
Seen und dem Brahmaputra bildet.
Stellung zu den übrigen Erdteilen und Küstengliedernng.
Asien wird von den übrigen Festländern umlagert, von ihnen jedoch
mit Ausnahme der 4300 im langen Festlandsverbindung mit
Europa durch Meere und Meeresteile getrennt. Als Grenze gegen
Europa gilt der Ural, der Kaspisee, die Manytschniederung, das
Schwarze Meer, der Bosporus, das Marmarameer, die Dardanellen
und die Tiefenrinne des Ägäischen Meeres, welche Tenedos und
Lesbos sowie die Sporaden Kleinasien zuweist. Gegen Afrika bildet
der Busen von Sues, das Rote Meer, die Bab-el-Mandebstraße^,
der Golf von Aden und der Indische Ozean, gegen Australien die
Meerestiefe zwischen den Molukken, den Banda- und Kei-Inseln
einerseits und dem australischen Festlandsockel mit Neuguinea und den
Aru-Inseln anderseits (S. 1), gegen Amerika der Große Ozean die
Grenze. Doch stellen mit Amerika, Australien und im W mit
Europa Jnselbrücken, mit Afrika eine Landenge, die freilich heute
durch einen Kanal nnterbrochen wird, die Verbindung her, so daß
'die Völker Asiens nach allen Seiten ausströmen konnten.
Zu der vorteilhaften Lage kommt die im O, S und W reiche
Küstengliederung. Eine Ausnahme macht nnr die flache, eisumgürtete
* Tor der Tränen.