1910 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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tüchtig, aber auch wild^, tückisch und rachsüchtig. Brahmanische und
buddhistische Ansiedler brachten ihnen indisches Wissen, indische
Sprache, indische Religion und indische Kunst. Als Javaner im
13. Jahrhundert die Halbinsel Malakka eroberten und dort den
Islam annahmen, wurden diese- mohammedanischen Malayen das
Hauptvolk des Archipels. Durch die Niederlassungen der Europäer
ging ihre Herrschaft zu Ende; sie suchten dieselbe jedoch zur See
aufrechtzuerhalten und waren lange Zeit gefürchtete Seeräuber.
Den Übergang zu den polynesischen Malayen bilden die wilden
Batta auf Sumatra, die Dayak auf Borneo, die Tagalen auf den
Philippinen. Mischlinge von Malayen und Papuas bewohnen Ceram
und Halmahera, echte Papuanen die Kei- und Aru-Jnseln.
Europäer befinden sich etwa 100000 auf den Inseln, teils
als Beamte und Kaufleute in den Städten, teils als Pflanzer auf
dem Lande.
Der gesamte Archipel ist ein wichtiges Pflanzungs- und
Handelsgebiet. Das wichtigste Nahrungsmittel ist der Reis; da-
neben werden der Mais und die Batate, im O auch Taro und Iams
gebaut. Überall an den Küsten gedeiht die Kokospalme, im Innern
die Arekapalme, die Betelnuß und die Sagopalme, die den Perl-
sago liefert. Für den O ist der Brotfruchtbaum von großer Be-
deutung. Die verschiedenen Musaarten sind nicht nur als Frucht-
bäume wichtig, sondern Musa textilis liefert auch auf den Philippinen
den sogen. Manilahanf. Von den hier heimischen Gewächsen sind
neben dem schwarzen, dem Betelpfeffer, dem Kampfer besonders die
Gewürznelke 2 und die Muskatnuß zu erwähnen. Von den ein-
geführten Pflanzen sind vornehmlich Zuckerrohr, Tabak, Kaffee und
Indigo, in zweiter Reihe Tee, Chinarindenbaum und Kakao zu er-
wähnen. Als Ausfuhrgegenstände stehen von allen Erzeug-
nissen Zucker und Tabak obenan; zu ihnen kommen Kaffee, Kopra,
Chinarinde, Tee, Gewürze, Guttapercha und Harze. Der Bergbau
liefert vor allem Zinn; fodann besonders auf Borneo Gold,
Diamanten, Antimon und Kohle.
Deutschland bezieht aus Niederländisch-Jndien China-
rinde, Kaffee, Pfeffer, Stuhlrohr, Tabak, Tee, Guttapercha, Kopra,
Reis und Zinn; von den Philippinen Tabak und Manilahanf.
Staatenkundliches. Die kostbaren Schütze der Inseln lockten
von europäischen Völkern seit 1500 Portugiesen und Spanier, die
damals die ersten Seemächte waren. Heute ist Spanien von hier
ganz verdrängt, seitdem es im Jahre 1898 die Philippinen an die
Vereinigten Staaten von Amerika verlor. Den Portugiesen ist nur
1 Ein plötzlicher Ausbruch wahnsinniger Wildheit ist das Amoklauseu, das sich darin
äußert, daß einer, unvermutet von Mordgier ergriffen, blindlings dahinstürmt und jeden, der ihm
rn den Weg kommt, tötet. Daß solche Anfälle nicht selten sind, beweist das Vorhandensein eines
besonderen, aus Bambus gefertigten Instruments zum Ergreifen der Amokläufer. 2 Die getrock-
neten Blütenkdpfe des Muskatnutzbaumes, der auf den Molukken heimisch ist, aber auch auf Su-
matra, besonders aber auf Sansibar und Pemba angebaut wird.
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