1910 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Sie hat eine mittlere Höhe von 4000 in, während die Gipfel
7000 in und mehr erreichen (Tag arm et* 7800 m); sie liegen des-
halb sämtlich über der Baumgrenze, und die Hochtäler sind Hoch-
steppen mit vorzüglichen Futterkräutern, im Sommer von herauf-
ziehenden nomadischen Kirgisen bewohnt. Bemerkenswert sind die
Hochseen, die mit ihrem blauen Wasser und den sie umgürtenden
Eisriesen eine besondere Zierde der Pamir ausmachen. Bei der
vorwiegenden Neigung nach W kann die ganze Pamir bis auf
geringe Teile des O als das Quellgebiet des Amu bezeichnet werden.
Den Amu aufwärts führte wahrscheinlich über die nördlichen Pässe
die „Seidenstraße".
Der Kwenlun, „das Rückgrat Asiens", ist das einzige Gebirge
Hochasiens, welches seine Richtung nur wenig ändert und von der
Pamir bis zum Großen Ozean sich verfolgen läßt. Im W bildet
er eine gewaltige Mauer, welche die mittlere Kammhöhe des Himalaja
noch übertrifft: jedoch steigt die höchste Erhebung nur bis 6800 m
empor. Er wird von dem Karakasch und dem Jarkent-
slusse, die seinen Südfuß begleiten, in wilden Schluchten durch-
krochen: da aber ihre Talsohlen keinen Platz für Wege lassen, so
führen die Pfade über die Höhen des Gebirges.
Der Kwenlun ist ein sehr altes Gebirge und besteht außer altkristallinischen
Schiefern aus Gesteinen der paläozoischen und Schollen der mesozoischen Formation.
Seine endgültige Faltung scheint im Karbon erfolgt zu sein; an den späteren
Faltungen der Trias- und Tertiärzeit hat er nicht mehr teilgenommen. „In der
Tat zeigt der Kwenlun denn auch in seinem äußeren Gepräge deutliche Spuren
hohen Alters, denn die Formen sind ausgeglichen, tiefe Täler außer den Fluß-
rinnen der Quellflüsse des Tarim gibt es nicht, Kammhöhe, Gipfelhöhe und Paß-
höhe weichen nur wenig voneinander ab, und die Abhänge sind vielfach mit
Schutt bedeckt."
Vom 85. Meridian an spaltet sich der Hauptzug in eine
Anzahl Parallelketten, Die zwischen denselben liegenden Hochebenen
sind wie in Iran dadurch entstanden, daß die Gewässer und noch
mehr der Wind die Verwitteruugsprodukte der Gebirge herabgeführt
und den Unterschied zwischen den Mulden und Kämmen der Falten-
züge zum größten Teil ausgefüllt haben. Von dem n-ften Parallel-
zug, dem Altyntag^ und seiner Fortsetzung, dem Nanschan,
begrenzt, liegt die Landschaft Zaidam, der Boden eines ehemaligen
Binnensees, jetzt ein ungeheurer Salzsumpf, an beffen Zuflüssen
Weideflächen sich finden, die von den Mongolen eifrig benutzt
werden. Ostlicher, abgetrennt durch eine Parallelkette des Nanschan,
das R i t t e r g e b i r g e, liegt das Becken des Kuku-Nor, eines
1 Auch Mustag-Ata (Vater der Eisberge) genannt, ein 25 km langer und 12 km breiter,
gänzlich vergletscherter Gebirgsstock, dessen Gletscher bis 4000 m herunterreichen.
2) tan, tag — Berg
altyn — golden
kuku — blau
kara = schwarz
kysyl — rot
ak — weiß
ala — bunt, scheckig
lob = Sumpf.
darja — Fluß
kam — Wüste
khan = König
tengri — Himmel (Geister)
täbarga = Murmeltier.