1910 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Januar, 25°. Die vorherrschende Windrichtung ist Sw; aber der
über die kühle Benguelaströmung wehende Luftstrom ist kühler als
die über der Küste ruhende Luft und bringt deshalb keinen Regen,
sondern höchstens nächtlichen Tau. Dagegen ist tiefer im Innern
Regen ziemlich häufig. Betrug die Regenhöhe 1899 um Swakop-
mund nur 13 mm, so betrug sie in Windhuk sschneekoppenhöhe)
516 mm, also etwa so viel wie in Deutschland im Mittel; aber die
Niederschläge treten meist als wolkenbruchartige Gewitterregen auf
und verlaufen ebenso schnell, wie sie gefallen sind. Die ständigen
oder nach Bedarf gegrabenen Wasserstellen sind daher für die Be-
siedelung und für die Kriegsführung von größter Bedeutung. Wie
unsäglich schwierig die Überwindung der Durststrecken ist, d. i. der
Strecken, aus denen sich keine Wasserstellen finden, haben unsere
tapsern Soldaten im Hererofeldzug erfahren müssen. Im tropischen
N mehren sich die Regen und sind mit Ausnahme des s-en Winters
gleichmäßig über die Jahreszeiten verteilt. Darum weist der N
einzelne Waldbestände auf; Fächerpalmen und der mächtige Baobab
erheben sich aus den ausgedehnten Grasbeständen, die zur Viehzucht
einladen. Auch Ackerbau kann in weiterem Umfange getrieben
werden. Weiter nach S ist die Oberfläche nur mit spärlicher
Vegetation, Gras- und Buschsteppe, oasenhast bedeckt. Bäume sind
selten, meist nur in den Flußtälern, zu finden, wo sie sog. Galerie-
wälder bilden; vereinzelt steht die Schirmakazie in dem gelblichen
Steppengrase. Weite Flächen tragen dichte Bestände langdorniger
Bäume und Büsche. Wo durch Anlage künstlicher Brunnen das
Wasser angesammelt oder in Flußbetten das zeitweilig herabfließende
Wasser aufgestaut wird, kann Viehzucht getrieben werden. Rinder-
und Schafzucht, daneben auch Straußenzucht ist hier z. Zt. allein
lohnend. Ackerbau ist nur in einzelnen wenigen Oasen möglich.
Verheißungsvolle Versuche sind mit dem Anbau von Wein, Garten-
fruchten und Obstbäumen gemacht worden.
An der Küste dagegen fehlt Wasser überall. Der Pflanzen-
wuchs ist äußerst dürftig und wird vertreten durch strauchartige
Tamarisken, den Sandhafer sowie durch eine äußerst merkwürdige
Pflanze, Naros, die ähnlich dem Sandhafer auf Sandhügeln wächst,
diese befestigt, und mit ihrer stacheligen gurkenähnlichen Frucht
Renschen und Tieren Erquickung bietet. Fast völlig ohne Wasser-
stellen ist im No das sog. Sandfeld, da der durchlässige Boden
das Wasser vollständig aufsaugt. Da aber der Regenfall nicht' nn-
beträchtlich ist, so weist der Boden reichen Graswuchs, sogar Baum-
bestand auf.
Die wilden Tiere sind vertreten durch Schakal, Hyäne,
Leopard und Gepard; auch der Löwe ist im N und O noch zahl-
reich. Am zahlreichsten sind die Huftiere: Antilopen, Zebras, im
N und O die Giraffe. Im S und O wird auch der Strauß noch
wild getroffen. Zahlreich sind die Eidechsen und Schlangen, darunter
Wulle, Erdkunde. Ii. -13