1905 -
Halle a.S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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indem sie einen großen Teil ihrer Sinkstoffe fallen lassen und so
das Mündnngsgebiet immer weiter in den See hineinschieben. Nach
dem Austritt ans dem Bodensee durchbricht der Rhein den Jura
und bildet hierauf die Grenze zwischen dem Schweizer Jnra und
dem Schwarzwald. Auf dieser strecke ist sein Lauf rasch, und unter-
halb Schaffhansen stürzt er ans Schweizer Boden über ein Riff des
Juras, einen 21 m hohen und 100 m breiten, vielgefeierten Fall
bildend. Bei Hansenbarg durchbricht er in Schnellen einen andersten
Ausläuser des Schwarzwaldes. Von Chur bis Basel hat man dem
Flusse den Namen Hoch-Rhein beigelegt. Von Basel an, wo er
mit rechtwinkliger Umbiegung dentsches Reichsgebiet betritt, wird er
bis Bingen Ob er-Rh ein genannt. Als Mittel-Rhein dnrch-
bricht er zwischen Bingen und Bonn das Rheinische Schiefergebirge
und durchfließt von da als Nie der-Rhein das Norddeutsche
Tiefland.
Die Tiefebene. In welchem Teile Deutschlands liegt die Oberrheinische
Tiefebene? Mit welchen Abschnitten West- und Osteuropas liegt sie unter der-
selben Breite? Miß ihre Länge und Breite! Vergleiche die Länge mit dem Oder-
tal von Ratibor, oder mit dem Elbtale von Pirna an, Luftlinie gerechnet!
Welches sind die Fortsetzungen der Tiesebene im Norden? Welche Gebirge schließen
sie ein? Welches sind ihre natürlichen Ausgänge? Durch welches Gebirge wird sie
im Südeu unterbrochen? Welche Flüsse erschließen, durchbrechen oder umfließen
die einschließenden Gebirge? Als Grundfigur zeichne ein Quadrat und teile dessen
wagerechte Seiten in drei (6.—9. Längenkreis) und dessen senkrechte in zwei
gleiche Teile (48. bis 50. Breitenkreis). An die Seite rechts setze noch 2/5 einer
halben senkrechten Seite an; das Ende trifft aus den Austritt des Rheins aus
dem Bodensee. Das übrige ergibt die Karte. Durch die Verlängerung der
oberen Seite um 3 Teile nach rechts läßt sich die Zeichnung des Mains hin-
zufügen.
Bis in die Tertiärzeit waren beide Ränder der Tiefebene zu
einem Hochlande vereinigt, an defsen altkristallinischen, verfestigtem
Kerne der Südnordschub der Alpen einen Widerstand fand, und das
bedeckt war mit Ablagernngen der Trias- und der Jurazeit. Nun
entstanden ganze Schafen von Sprüngen, längs welcher die Ober-
rheinische Tiesebene nach und nach 400 bis 500 m tief einsank,
während zugleich ihre Ränder, und zwar im Süden am kräftigsten,
in die Höhe gepreßt wurden. Daß die Senkung heute noch fort-
dauert, beweisen die Erdbeben, die die Gegend von Darmstadt heim-
suchen. In der entstandenen Grabenversenkung bildete sich zunächst
ein See, der später unter das Meeresnivean tauchte und durch die
hessische Senke mit dem Nordmeer in Verbindung stand. Gewaltige
Abtragungen entfernten im höheren südlichen Teile die Trias-
und Juraschichten bis auf einzelne Lappen und ließen das kriftal-
linische Grundgebirge an die Oberfläche treten; im mittleren Teile
dagegen ward nur der Buntsandstein bloßgelegt, und es bildet dieser
die langgedehnten, plateauartigen Bergrücken, während Granit und
Gneis im Süden domförmig gewölbte Knppeln aufweist. Nicht voll-
kommen abgesunkene Partien am Rande der Senkung mit Trümmern
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