1905 -
Halle a.S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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hoch gepriesen. Wo abermals ein Felsenriff klippenartig an die Ober-
fläche tritt, wurde im Mittelalter wie am Binger Loch eine Zollfeste
erbaut, die Pfalz bei Kaub. Hier setzte Blücher in der Neujahrs-
nacht von 1813 zu 1814 über den Rhein. Bald folgt die engste
Stelle des ganzen Durchbruchtales. Eine halb verborgene Klippen-
reihe legt sich quer vor den Strom. In wilder Strömung rasen
die Wogen über die Bank und bilden Wirbel, das Gewirre genannt.
Weit hinein in den Strom schiebt sich die den Wasserspiegel um
130 m überragende Surfet, die lauernde Lei"1 (nach Simrock),
lauernd wegen der an ihrem Fuße dem Schiffer gefährlichen Klippen.
Ungeschickt geleitete Schiffe zerschellten bisweilen an dem Felsen,
„und das hat mit ihrem Singen die Lorelei getan." Unterhalb der
alten Stadt Boppard macht der Strom eine große Doppelwindung,
und nachdem er links an dem Königsstuhl bei Rhense vorbeigerauscht
ist und rechts die Lahn aufgenommen hat, weitet sich seine Talsohle
nach Westen und verwächst mit dem Ausgange des Moseltales.
Hier an der Konflueuz der beiden Ströme liegt Koblenz als die
natürliche Hauptstadt des Rheinischen Schiefergebirges, geschützt durch
die auf einen Felsvorsprunge des Westerwedes erbaute Feste
Ehrenbreitstein. Quer durchsetzt der Rhein dieses Tieslands-
becken; den Mittelpunkt desselben bildet das Städtchen Neuwied,
dessen Ursprung 1653 auf den religiösen, duldsamen Sinn eines
Grasen von Wied zurückzuführen ist. Bei Andernach treten beider-
seits die Bergwände wieder dicht an den Rhein heran, und nun
wechseln Einengungen und kleine Talkessel, bis da, wo zwischen den
Trachytkegeln des Siebengebirges und dem Nordostvorsprunge
der Eisel, dem Rolandfelsen, der Rhein ins Tiefland eintritt.
Der Blick vom Bahnhofe Rolandseck auf deu grünen, belebten
Strom, die von ihm bespülte Insel Nonnenwerth, das gegenüber-
liegende Siebengebirge, welches in den Strahlen der sinkenden Sonne
in wunderbarer Beleuchtung prangt, die weite Ebene mit der alten
Universitätsstadt Bonnwo vom „alten Zoll" Arndts Denkmal
auf den Strom hinabschaut, gehört zu den herrlichsten, welche die
deutschen Lande gewähren.
Mit dem Eintritt des Rheins in die nieder rheinische Tief-
landsbucht werden seine Ufer flach, sind daher vielfach Über-
fchwemmungen und Veränderungen ausgesetzt gewesen (Kaiserswerth
am rechten Ufer lag einst auf einer Rheininsel: Duisburg und Tanten
lagen einst dicht am Strome). Wo die am Nordrande des westlichen
Teiles des Berglandes herziehende Straße den Rhein erreicht, liegt
aus hohem, festem Ufer Cöln mit seinem herrlichen Dom.
Entstanden aus einer römischen Niederlassung, die der Gemahlin des Kaisers
Claudius zu Ehren Colonia Agrippina benannt wurde, war Cöln im Mittelalter
Residenz eines geistlichen Kurfürsten, darum auch die Stadt zahlreicher Kirchen
und Kapellen (das „deutsche Rom") und erhob sich zu der bedeutendsten Handel«-
1 üet = Name für Schieferfelsen. 2 Keltisch, bona — Furt.