1905 -
Halle a.S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sowie Schutzhecken gegen die verderblichen Nordwinde haben hin-
reichenden Erfolg immer noch nicht gehabt. Haser, Gerste und Flachs
wird gebaut; aber der Obstbaum vermag sich nicht recht einzubürgern.
Die reichen Lager von plastischem Ton, aus welchem Millionen von
Krügen gefertigt werden, in denen die Mineralwasser der benachbarten
Quellen versandt werden, haben dein südwestlichen Teile den Namen
„Kannenbäckerländchen" verschafft. Der Osten ist durch seinen Eisen-
reichtum von Wichtigkeit, der in zahlreichen Bergwerken von Wetzlar
nach Siegen zu Tage gefördert wird.
Mit dem Siegener Ländchen betritt man den nordöstlichen
Abschnitt des Schieferplateaus, den man mit dem Namen Sauerland
bezeichnet. Wodurch wird das Sauerland begrenzt? Welches ist seine Haupt-
abdachung? Von welchen Flüssen wird es durchzogen? Warum werden Ederkopf
und Kahler Asten Quellenknotenpunkte genannt?
Das Sauer- oder Süderland ist, wie das gesamte nieder-
rheinische Bergland, eine plateauartige Massenerhebung, welche nach
Norden und Westen sich allmählich herabsenkt und im Plateau von
Winterberg mit dem Kahlen Asten (827 m) am höchsten an-
schwillt. Von dem Plateau von Winterberg ziehen nach Norden die
Brilon er Höhen als Grenze gegen das Weser-Bergland. Nach
Süden zum Ederkopfe hin erstreckt sich das Rotlager-Gebirge
(genannt nach der Farbe des eisenschüssigen Tonschiefers), an welches
sich die Hochebene des Sie g er l an des anschließt. Nach Westen
lagert sich ein kuppenreiches Bergland an, dessen Höhenzüge (El^be-
gebirge) die dem ganzen Gebirgssystem eigentümliche Streichnngs-
richtung von Südwesten nach Nordosten beibehalten. Den Abschluß
gegen das Tiefland im Norden bildet auf dem rechten Ruhrufer die
Haar (= Höhe), welche im Westert in das Steinkohlengebirge des
Ardey übergeht.
Das den Süden ausfüllende Siegerland ist bei seiner hohen
Lage rauh und kalt, dabei feucht und nebelig. Deshalb ist der Ge-
treidebau gering; etwa nur 1/s des Bedarfs kann gezogen werden.
Außer Buchweizen wird meist nur Roggen und Hafer, selten Gerste
und Weizen angebaut. Eigentümlich ist hier die Hanbergswirt-
schaft.
Jede Dorfgemeinde hat die ihr zugehörigen Berge in 18 ziem-
lich gleiche Teile geteilt. Alljährlich wird in einem dieser Teile alles
Gehölz (niederer Eichen- und Buchenwald) abgehauen. Die abgeschälte
Rinde wandert in die hier zahlreichen Lohgerbereien, das Holz wird
zu Kohlen für die Eisenschmelzer gebrannt. Der samt Moos und
Heidekraut abgehackte Rasen wird angezündet, und in den auf-
gelockerten, durch die Asche gedüngten Boden wird Roggen gesät, der
guten Ertrag liefert. Unter der Kornsaat treiben die Stöcke neue
Sprossen, die nun durchschnittlich 18 Jahre hindurch wachsen, bis
der Teil des Hauberges abermals in Gebrauch genommen wird.