1905 -
Halle a.S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Oberharz fast bis an den Gipfel des Brockens bedeckt, im Unterharz
als Laubwald bis 500 m emporsteigt. Im ganzen Oberharz bildet
die Waldarbeit und die Viehzucht die zweite Hauptnahrungsquelle
der Bewohner. „Wo nicht der Bergmann sein Fäustel schwingt
oder der Hüttenmann Erze schmelzt, begegnet man dampfenden
Kohlenmeilern, Waldarbeitern aller Art und einsamen Hirten, die
mit helltönenden Glocken geschmückte Viehherden weit in die Wälder
hineintreiben". Wald und Erz sind die Kleinode des Harzes; das
beweist der alte Harzspruch:
„Es grünen die Tannen, es wachse das Erz;
Gott schicke uns allen ein fröhliches Herz!"
Das Grauwackenmasfiv des Harzes ist von mächtigen Kalk-
steinrifsen durchzogen, welche bei Rübeland stalaktitenreiche und
Körperreste von urweltlichen Hyänen und Bären einschließende Höhlen
(Naumanns-, Hermanns- und Bielshöhle) besitzen.
Wie der Thüringerwald, so ist auch der Harz das Ziel vieler
Touristen, welche in der würzigen Waldlust die Brust weiten, an
den Reizen einer eigenartigen Natur das Auge weiden oder durch
die mancherlei Sagen ihrer Phantasie neue Nahrung zuführen wollen.
Den Eintritt in das Gebirge nehmen sie von den zahlreichen Städt-
chen, welche in einem Kranze das Gebirge umgeben. Da liegt am
Austritt der Bode Thale und weiter die Bode abwärts Quedlin-
bürg, in dessen uralter Schloßkirche Kaiser Heinrich I. an der Seite
seiner Gemahlin, der frommen Mathilde, ruht. Am Austritt der
Holzemme liegt Wernigerode, vom Stolbergschen Grafenschloß
überragt, und an demselben Flüßchen in der Ebene Halberstadt.
Von Ilsenbürg an der Ilse führt der nächste Weg zum Brocken.
Westlich von der Ocker, am Fuße des erzreichen Rammelsberges,
liegt Goslar, der Lieblingsaufenthalt der salischen Kaiser.
Heinrich Iii. erbaute den Dom, von welchen: nur die große Ein-
gangshalle, die Domkapelle, erhalten ist. Neben dem Dome erhob
sich der prächtige Kaiserpalast, die „Kaiserpfalz"; von Kaiser Wilhelm I.
wieder hergestellt, ist er der großartigste, aus jener Zeit uns er-
haltene Profanbau Deutschlands. Wallenstedt ist der Ausgangs-
punkt für den Besuch des Unterharzes und besonders des Selketales
(Mägdesprung, Alexisbad). Weniger bedeutend sind die Orte
auf der Südseite, wie Sangerhausen und Ilfeld mit seiner alten
Klosterschule.
Die Fortsetzung des Unterharzes jenseit der Wipper bis an die
Saale ist das Mansfelder Bergland, das reich an Kupfer- und
Silbererzen ist. Zwischen diesem und der Thüringer Grenzplatte
ist das Becken von Eisleben eingesenkt. Aus dem rechten Ufer
der Saale treten nur vereinzelte Erhebungen hervor, wie der
Giebichenftein bei Halle, nördlich davon der Petersberg und die
Höhen von Wettin. Den gesamten Südosten, Osten und Nord-