1905 -
Halle a.S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wiesen an, und stattliche Gehöfte oder Dörfer mit freundlichen Kirchen
liegen zwischen ihnen.
Westlich der Elbe ist die ausgedehnteste Geestlandschaft die
Lüneburger Heide. Allmählich steigt sie aus den flachen, moorigen
Niederungen des Allertales zu lang gestreckten Hügelrücken empor,
die „wie ungeheure Meereswogen in gleichmäßiger Folge einander
ablösen. Kümmerliche Föhrenwaldungen, hier und da von einem
Gürtel silberglänzender Birken umzogen, streiten mit der braunen
Heide, aus deren niedrigen Hörsten sich feierliche ernst die gedrungenen
Gestalten des Wacholders erheben, um die Herrschast über den dürren
Sandboden, der mit Feuersteinen untermischt ist" (Guthe). Verstreut
liegen an manchen Stellen die rohen Steinbauten aus vorgeschicht-
licher Zeit, Opfersteine und Steinkreise. Bei Lüneburg tritt das
Kalkgebirge zu Tage, und am Fuße des „Kalkberges" quillt eiue
reiche Solquelle, neben der von Halle wohl die bedeutendste Nord-
dentschlands. Freundliche Bilder bieten die nach allen Seiten sich
öffnenden Flußtäler. Zwischen Eichengehölz schimmert ein grüner
Anger, ringsum freundliche Felder und um den Kirchturm mit rotem
Dache die einfachen, weißgetünchten Häuser: das sind die Heidedörfer,
die freundlichen Oasen der stillen Heide. Neben dem Buchweizen
ist es das überall den Boden bedeckende Heidekraut, das für den
Heidebewohner von hoher Bedeutung ist. Es dient zur vollen Er-
nährung seiner Schafe, der Heidschnuckeu, die ihm ebenso unent-
behrlich sind wie dem Lappländer das Renntier, dem Grönländer
der Seehund. Und wenn im Hochsommer „die Kräuter blühn, der
Heideduft steigt in die blaue Sommerlust", dann stellt der Bienen-
Vater seinen Immen zäun mitten in die Heide und kümmert sich nicht
eher wieder um seine Bienen, bis die Stöcke mit Honig gefüllt sind.
Weiter nach Westen treten die Geestrücken vereinzelt auf und
reichen oft wie schmale Halbinseln („Tange") in die rings umgebenden
Moore hinein; die ausgedehntesten sind östlich der Ems der Hümm-,
ling, zwischen Jjssel und Rhein die Velnve (in den Niederlanden)
und zwischen Maas und Schelde die Camp ine (in Belgien).
Den größten Teil des westdeutschen Tieslandes nehmen die
Moore ein, die überall da entstanden, „wo stagnierendes Wasser den
moorbildenden Pflanzen günstige Vegetationsbedingungen geboten
hat, und sie entstehen auch heute noch, wo derartige Bedingungen
ungestört obwalten^. Sie erstrecken sich vom linken Elbufer aus
dem Gebiet der Oste in das der Wümme und Hamme und über
die Weser hinaus in das Flußgebiet der Ems, wo sich die weit aus-
gedehnten holländischen Moore anschließen.
Man unterscheidet hauptsächlich zwei Moorbodenarten: 1. die
vorherrschend aus Gräsern, Moosen (nicht Torfmoosen) und Sumpf-
1 Tacke, Die nordwestdeutschen Moore, Verhandlungen des 11. Geographentages, S. 120.