1905 -
Halle a.S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 110 —
wiesenpflanzen gebildeten, an wichtigen Pflanzennährstoffen, nament-
lich an Stickstoff und Kalk reichen Grünlands- oder Niederungs-
moore (Ilnterwassermoore); 2. die hauptsächlich aus Torfmoosen
lsphagnnm), Wollgräsern und Heidekräutern entstandenen, ver-
hältnismäßig kalk- und stickstoffarmen Hoch- oder Moostorfmoore
(Uberwasser m vvre).
Die Grünlandsmoore finden wir in Niederungen, den Tälern
träge fließender Gewässer, die zur Versumpfung Veranlassung gaben.
Schwimmende Gräser und Wasserpflanzen haben eine seste, zu Rasen
verdichtete Decke über dem Morast gebildet und stellen ausgedehnte,
sumpfige, ebene Wiesenflächen dar, die dem menschlichen Fuße nur
einen trügerischen Halt bieten. Sie finden sich z. B. im Gebiet der
Wümme und Hamme. Müssen doch bei Osterholz an der Hamme
die Wiesen und schwimmenden Gärten angebunden werden, damit
sie bei heftigen Winden nicht fortgetrieben werden. Auch die Brüche
des ostdeutschen Tieflandes sind Grünlandsmoore. Durch aus-
reichende Entwässerung und genügende Düngung können sie in
einen Kulturboden verwandelt werden, der sowohl an Höhe als
auch an Sicherheit der Erträge mit den wertvollsten Bodenarten
wetteifert.
Weniger reich von der Natur ausgestattet, aber in Nordwest-
deutschend am weitesten verbreitet sind die Hochmoore. Sie liegen
auf trockenem Sand- oder Lehmboden der Geest mit dichten Polstern
von Torsmoor.
Am Rande oder an trocken gewordenen Stellen siedeln sich
Heidekraut und Heidelbeeren an, und es bildet sich unter dem dichten
Heiderasen eine mehr oder minder mächtige, an Nährstoffen reichere,
gewöhnlich als Heidehumus bezeichnete Schicht. Durch das bis in
die neueste Zeit noch vielfach geübte Brennen der Moore*, nach-
dem eine notdürftige Entwässerung vollzogen und die Oberfläche
durch Hacken gelockert ist, wird ein Teil des Nährstoffvorrates in
eine für die Pflanzen aufnehmbare Form übergeführt, ein anderer
Teil vernichtet. In die heiße Asche wird ohne weitere Düngung
Buchweizen, seltener Haser gesät. Aber da der Buchweizen gegen
Kälte sehr empfindlich ist, so ist die Ernte unsicher, und bei Miß-
ernten kann die größte Hungersnot eintreten. Da ferner das „tot-
gebrannte" (ausgebrannte) Moor Jahrzehnte liegen muß, bis es
wieder zum Abbrennen und Anbau benutzt werden kann, so wird
heutzutage in immer weiterem Umfange die Fehn- oder Sand-
misch-Kultur angewendet. Sie besteht zunächst darin, daß die zur
Gewinnung von Brenntorf geeignete Schicht abgestochen, die lockere,
für die Torfbereitung nicht geeignete Moostorflage auf den Grund
1 Die Folge dieses Brennens ist der im weiten Umkreis in unangenehmer Weise sich be
merkbar machende Moorrauch (Höhenrauch, Heerrauch), welcher den schönsten Frühlingstag ver-
kümmern kann, indem er die Atmosphäre mit dichtem, übelriechendem Rauch erfüllt, der die Sonne
nur als trübe, rote Scheibe erscheinen läßt.