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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 39

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
i. Das Bergland. 39 kleinen der Berg- und Thalbildnng des nördlichen Schwarzwaldes so ähnlich, fast ein Miniaturbild desselben ist. Würde etwa ein Schwarzwaldthal um das Doppelte erweitert, seine Höhen um ein Drittel erniedrigt und deren steile Abfälle etwas der- flacht, ohne jedoch ihre Hauptgestalt, die rundlichen Wölbungen, zu ändern: so wäre ein Thal des niederen württembergischm Berglandes daraus geworden. Von zwei sanftgewölbten Höhenzügen begleitet, an ihren sonnigen Abhängen mit Reben be- Pflanzt, an den übrigen mit Obsthalden bedeckt, die Höhen mit Wald gekrönt, die Thalgründe mit erlenumsäumten Bächen im saftigen Grün der Wiesen belebt, und nun in den Weitungen mit einem Städtchen geschmückt, in den Seitenbuchten Dörfer traulich versteckt und um alle Städte und Dörfer ein Kranz von Obstbäumen, — dies sind die so freundlichen, milden und heimatlichen Thäler, wie sie der natur- befreundete Schwabe vor allem liebt, wie er sie von einer wohnlichen Gegend un- zertrennlich in der Seele hat. Aus obiger Begleichung des niederen schwäbischen Berglandes und des nördlichen Schwarzwaldcs erkennt man, wie ähnliches Gestein auch ähnliche Gestalten der Landschaft bildet. Beide Landschaften bestehen aus Sandstein: der Schwarz- Wald aus einem festeren und härteren, dem „bunten Sandstein," an dem daher die Gewässer einen stärkeren Widerstand fanden, so daß sie das Gestein nicht so massenhaft hinwegschwemmen und austiefen konnten, was steilere Abhänge, engere Thäler zur Folge hatte; das Hügelland dagegen aus einer weicheren und mit mächtigen Mergelfchichten wechselnden Sandsteinart, dem „Keuper", worin die Fluten leichter arbeiteten, und weitere Thäler mit sanfteren Bergabhängen bildeten. § 36. Den Preis der freundlichen schwäbischen Gegenden wird immer das Neckarthal behaupten, und zwar sowohl dasjenige von Cannstatt bis Eßlingen, als das von Tübingen sieben Stunden weiter oben, und das von Heilbronn zehn Stunden weiter unten. (Das großartigste Neckarthal haben wir außerhalb des Schwabenlandes bei Heidelberg S. 32 kennen gelernt.) Reizend ist das Neckarthal unweit Stuttgart von Cannstatt bis nach Eßlingen hinauf (2 Stunden lang). Es ist auch eine besonders merkwürdige Erdstelle, da hier das Hügelland des mittleren Schwabens sein westliches Ende er- reicht und unterhalb Cannstatt eine neue Bodengestalt beginnt, die sanftgewellten Gauplatten mit eng eingeschnittenen Wein-Thälern und kornreichen Fluren, zu denen das Hügelland mit einer malerischen Terrasse abfällt. Dieses Gauland besteht aus einer ungleich härteren und festeren Felsart als die Sandstein- und Mergelmasse des Hügellandes, aus dem dichten „Muschelkalkstein", weshalb eben die Thäler so enge, aber doch mit ihrem ebenen Wiesengrunde zwischen den steilen Rebenhalden und dem vielgekrümmten Flusse, der durch die Thalsohle zieht, auch ungemein an- sprechend sind. Ehe der Neckar einst in dieses feste Gestein einbrechen konnte, mußte er seine Kräfte sammeln: er wühlte sich zuerst ein weites Bette aus am Schlüsse der Hügelbildung, und dieses weite, vertiefte und ringsnmfchlosfene Thalbecken am Abfalle der 200—250 m hohen sanften Hügelterraffeu vor dem Einbrüche in das Gauland, mit dem üppigsten Pflanzenschmucke bedeckt, ist die mild anmutige Neckarlandschaft von Cannstatt. Auf beiden Seiten ziehen zwei liebliche, mit Reben bedeckte und mit Wald gekrönte Hügelreihen das Thal aufwärts; im Hintergrunde blicken, über dem scheinbaren Thalschlusse bei Eßlingen, in bläulichem Dufte Berghöhen des Steil- abfalles der schwäbischen Alb herüber; der große weite Thalgrund wird von dem hier schon ansehnlichen Neckar durchströmt, am Fuße der schwellenden Hügelketten
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