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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 40

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
40 Einleitung. B. Die hauptsächlichsten Vodengestalten der Erdoberfläche. rechts und links zeigen sich die Mündungen lieblicher Seitenbuchteu, mit Kirch- dörfern geschmückt, — so ist das dortige Neckarthal ein liebliches Bild des wohn- lichen Schwabenlandes. Ob bei jenem Durchbruche des Neckars auch unterirdische Kräfte mitgewirkt haben, da dem Boden des Thalbeckens von Cannstatt so viele Heilquellen entströmen, und die bedeutendste derselben ganz in der Nähe jenes Einbruches, am Sulzerrain, hervordringt, — wer weiß es? Noch weiter ist Cannstatt bekannt durch die Menge der Mammutknochen (von vorweltlichen Riesenelefanten), die im mächtigen Lehmboden des Thalbeckens zusammengeschwemmt gefunden wurden. Bereits erwähnt ist die günstige Verkehrslage in der Mitte des alten Schwabens, welche durch die hier beginnende Schiffbarkeit des Neckars begünstigt, Cannstatt schon seit alten Zeiten zu einem Hauptstraßenknoten und ansehnlichen Handelsplatze in Süd- deutschend gemacht hat. § 37. Lieblicher noch ist die Gegend von Tübingen. Es ist eine offenere, wechselreiche, zwischen fernen Gebirgen und Berghöhen von nahen Hügelzügen und Thalebenen gebildete Landschaft. Sie liegt am Eintritt des Neckars in das Hügelland im mittleren Schwaben (wie der Thalbusen von Stuttgart an dessen Austritt); und da das ganze Neckar- gebiet seine Absenkung nach Norden hat, — weshalb die wärmsten Landschaften desselben in seinen nördlichen Gauen liegen: — so hat sich auch die Hügelbildung desselben in größerer Mächtigkeit auf dem niedriger gelegenen Lande um Stuttgart absetzen können, als auf dem höher gelegenen bei Tübingen. Und wie die meisten größeren und kleineren Gebirge, vornehmlich die „neptuuischeu" bei ihren Anfängen und Enden als einzelne Höhen und als getrennte Rücken auftreten: so zieht sich in der Gegend von Tübingen aufwärts auch zuerst ein abgesonderter schmaler Hügelzug (von der Wurmlinger Kapelle gekrönt) 150 m hoch auf dem linken Ufer des Neckars hin, zwischen zwei Thälern ungemein lieblich hingelagert, zwischen dem hier Plötzlich ausgeweiteten Neckarthal und dem weiter nördlich in die Hügelmasse ein- geschnittenen kleineren Ammerthal. Auch diese Hügel sind mit Rebeu und Obsthalden geschmückt und mit Waldung gekrönt. Und gegenüber südwärts erscheint über dem niedrigen sanftgewellten Gelände der Vorebene, nur drei Stunden entfernt und sehr eindrucksvoll, der Steilabfall der Alb. Der Neckar kommt, zwei Stunden von Tübingen aufwärts, bei Rottenburg aus seinem enggeschlossenen Thälchen in der Gauplatte des oberen Neckargebietes hervor und hat sich nun. aus dem festen Muschelkalkstein desselben befreit, in dem weicheren Gestein der Keuperbilduug eine größere Thalfläche ausgeweitet wie bei Cannstatt (es ist dies immer der Fall, wenn ein Fluß aus einer Formation in eine andere einbricht). Und so gewinnt das Neckarthal mit einem Male eine andere Gestalt, es wird größer, freier, lieblicher, reicher, und der Weinbau beginnt. Und nun zur linken Seite des Neckarthales, in einen tiefeingesenkten Sattel jenes freundlichen Hügelzuges hineingebettet und über seinen ganzen Rücken eng hingebaut, diesseits bis an den Neckar und jenseits zur Ammer hinab, liegt, vom Schlosse der alten Pfalzgrafen überragt, die altschwäbische Universitätsstadt Tübingen.*) *) Gerade diesen Anblick bietet die Eisenbahn von Reutlingen her dar. Den schönste^ Anblick von Tübingen aber gewährte die alte Poststraße, die von Stuttgart „über sieben Berge" nach Tübingen führte, auf der letzten Höhe. Da, aus dem langen Walde des Schönbuchs heraus, öffnete sich auf einen Blick die ganze oben beschriebene Landschaft, in der zwischen den beiden Thälern Tübingen so ungemein lieblich liegt.
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