1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ii. Das Deutsche Reich.
Den Schluß uiacht 11) die Rh ei ups a lz, jenseits des Rheins.
Aus so mannigfaltigen Bildungen besteht der Boden von Bayern.
Bayern ist sonach in erster Linie ein Höhenland, bestehend aus Hoch-
und Mittelgebirgen, aus Hoch- und Gauplatten, und Hügellandschaften. Seine
Ebenen sind hochliegende: am Fuße der Alpen, auf dem Jura, auf dem Hügel-
lande; niedriger die Gauplatten um den Main; nur ein kleines Stückchen am nn-
teren Main bei Aschaffenburg streift hiuaus in die Rhein-Mainebene, die nur noch
130 m über d. M. liegt, und sonnt das tiefliegendste Fleckchen des ganzen Landes
ist. Denn auch Bayern hat, wie Baden und Württemberg — und noch entschie-
dener, da es im Süden mit Alpenhöhen beginnt — nördliche (oder nordwestliche)
Abdachung, wiewohl die Donau in der Mitte einen Ausschnitt mit östlicher Senk-
uug bildet. — Doch sind die Gebirge Bayerns nur an seinen Grenzen, die ganze
große Mitte ist von den Hochebenen und Höhenplatten, dem Hügel- und Gaulande
ausgefüllt, zum größten Teile ein fruchtbarer Boden, daher Landbau weitaus die
hauptsächlichste Nahrungsquelle bildet. In Süd und Nord aber hat es seine groß-
artigen und schönen Landschaften: Alpenland, dann Mainland und Rheinland; jenes
hoch- und wildromantisch, diese aber liebliche und milde Obst- und Weinländer, denn
auch das jenseits des Rheines liegende Gebiet, die Pfalz oder Rheinbayern ist,
außer der Rheinebene, ein wein- und waldreiches Niedergebirge.
§ 137. Bei weitem das größte dieser 12 Gebiete ist die bayrische Hochebene; dann
das Hügelland, dann das Alpengebirge, dann der Fränkische Jura. — 4 dieser 12 Ge-
biete setzen aus Württemberg nach Bayern fort (s. S. 122): die Hochebene, der Jura,
das Hügelland und die Ganplatten (von der Adelegg ans auch die Algäuer Alpen).
In Bayern aber erreichen außer dem Alpengebirge alle diese Bodengestalten ihr Ende:
die Hochebene wird weiter ostwärts in Österreich Berglaud, der Jura hört am Main
ans, und das Hügelland und Gauland wird im Nordeu durch eine Bogenreihe von Ge-
birgen umwallt, Odenwald, Spessart, Rhön, Thüringer Wald, dessen Abfälle sich an das
Nordende des Jura anlehnen. Mit ihnen treten die vielen kleinen Gebirgslandschaften
des mittleren Deutschlands auf, und durch sie samt dem Böhmer Waldgebirge, ist Bayern
in einem großen Bogen von Nordwest bis gegen Ost von Gebirgen umschlossen,
die jedoch durch Lücken voneinander getrennt und dadurch geöffnet sind; auch im Süden
ist es von dem schwer übersteigbaren Alpenwall ummauert. Nur im Westen gehen seine
Landschaften in ein Nachbarland über. Bayern hat somit nach Nordwest, Nord, Nordost
und Süd starke, jedoch nirgends völlig geschlossene Grenzen. Ganz natürliche Umgrenzung
hat es hauptsächlich am Gebirgsrücken des Böhmer Waldes im Osteu, an dem Inn in
Südosten (die Alpengrenze geht über Berge und Thäler ganz zerschnitten), dann im
Norden am Spessart, der Rhön und dem Frankenwalde.
Mit dem Spessart (und einem Stückchen vom Odenwalde) nimmt Bayern teil am Rh e in-
ischen Gebirgssysteme, das eine nördliche oder Nordost-Richtung hat. Die Hauptgebirge
dieses Systems sind die Gebirgszwillinge Schwarzwald und Bogeseu, seine äußersten
Glieder der Spessart im Nordosten und das Psalz-Zweibrückische Bergland im Nordwesten.
Mit dem Böhmer Waldgebirge dagegen nimmt Bayern teil an dem Hereynischen
Gebirgssysteme, welches nordwestlich streichend, in mehreren Zügen aus dem Südosten
Deutschlands kommt und die rheinischen Gebirgszüge kreuzt. .Dessen-südwestlichstes Haupt-
gebirge ist eben der Böhmer Wald; es setzt sich durch die lückenartig erniedrigten Höhen
des Frankenwaldes in den Thüringer Wald, und nach einer größeren Lücke bis zum
Teutoburger Walde fort. An der Zusammengrenzung des Rheinischen mit dem Hereynischen
Systeme aber erheben sich von Strecke zu Strecke platonische Gebirgsmassen mit Nord-
west- und Nord-Richtung: zwischen dem Ende des Fränkischen Jura und dem Ende des
Böhmer Waldes das Fichtelgebirge, zwischen Spessart und Thüringer Wald das Rhön-
gebirge und weiterhin das Vogelsgebirge, und noch einige kleinere weiter im Norden in Hessen,
— lauter merkwürdige fast rundliche Massengebirge, von denen Fichtelgebirge und Rhön