1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Thüringen. Volk und Städte. 181
hier nach altertümlicher Sitte der Vögte, die sie einst waren, „Heinrich" heißen) sind
ihren alten ritterlichen Grafen als selbständige Lande verblieben. — Thüringen war (mit
Prenßisch-Sachsen) die Wiege der Reformation: die Wartburg, wo die deutsche Bibel
entstand, und an deren Fuße Eisenach, liegen am Nordwest-Abfälle des Thüringer Waldes,
im Thale der Hörsel kurz vor deren
Mündung in die Werra; Möhra ^
(Stammort von Luthers Familie), ; : ; " ..
südlich davon am West-Fnße, und
Erfurt in der Thüringer Niederung.
Nachdem dann Jena die Hoch-
schule des strengen Luthertums ge-
worden (1558), später für den Sitz
studentischer Rohheit gegolten hatte,
wurde Thüringen einer der ersten
Bildungsherde Europas, durch
Männer wie Goethe, Schiller,
Herder, Fichte, Schölling 2c., die
Karl August (feitl775) inweimar
und Jena um sich sammelte.
Die ansehnlichsten Städte
dieses alten Kulturlandes sind:
auf der Süd- und Südwest-
Seite des Thüringer Waldes, und
zwar in demjenigen Teile des
Herzogtums Koburg-Gotha, der
in dem Hügelland am Südfuße
des Gebirges liegt: K o b u r g (6 M.
nördlich von Bamberg) im schönen
Jtzgrnnde 16000 E., gewerbsam.
Im Herzogtum Meiningen, das
in Hufeisenform den West- und
Südfuß des Thüringer Waldes
nebst dessen Ostrand umfaßt:
Hildburghauseu, eine freund- 5ig. 62. Die wartburg.
liche Stadt, Ziemlich eben an der Werra; weiter abwärts in dem nuu anmutig gewordenen
obstreichen Werrathale Mein in gen (19000 E.), Hauptstadt des gleichnamigen Herzog-
tums. Die Fabrikorte wie Sonneberg sind schon (S. 179) genannt.
Aus der Nordwest- und Nordseite: Eisenach, 19000 E., einerseits von der Wart-
bürg, andererseits vom Hörselberg (Tannhäuser) überragt, Hauptort des gebirgigen
Weimarschen Fürstentums E., das bis zum Rhöngebirge aussteigt, das westlichste Thüringer
Staatsgebiet, an Hessen-Kassel grenzend. Gotha, größte Stadt des Thüringer Waldes,
36000 E., in freundlicher, freier, aber etwas hoher (300 m) Hügelgegend, reich an
Schlössern, Gärten und allerlei Anstalten, schön und gewerbsam, eine der hübschesten Städte
Deutschlands; Hauptstadt des Herzogtums Sachseu-Koburg - Gotha, in dem größeren
Gebiet desselben, das eben hier auf dem Rücken des Thüringer Waldes gegen Norden
liegt. — Nördlich von Gotha, am Nordfuße der 460 m hohen Hainleite, ist Sonders-
hausen an der Wipper, der Hauptort der fürstlich Schwarzburg-Sondershaufeuscheu
kornreichen „Unterherrschaft"; die „Oberherrschaft" mit dem lebhaften Arnstadt an der
Gera (11000 E.) liegt am Nordfuße des Thüriuger Waldes. In der Goldenen Aue
treffen wir das gewerbsame Nordhausen (26000 E.). Unweit Stollberg das Silber-
bergwerk Straßberg. Auf dem Eichsfeld ist Mühlhaufeu au der Unstrut (23000 E.)
durch seine Webereien bemerkenswert. — Ersurtin preußisch Sachsen ist die wichtigste und bei
weitem größte, mittelalterlich aussehende Stadt Thüringens (53000 E.), Festung ersten Ranges
in trefflich angebauter Mulde, an der dort einen niedrigen Hügeldamm durchbrechenden
Gera, ausgezeichnet auch durch seinen Gartenbau (etwas Weinbau, viel Gewerbe ze.);
Naumburg, am Nordostrande der Thüringer Ebene, ebenfalls preußisch, in schöner
Gegend über dem Einflüsse der Unstrut in die Saale, mit fruchtbaren Auen und selbst