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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 199

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Hannover. 199 von den Marschen bis Zu den Bergen und von Schleswig bis gegen den Rhein bewohnt, unterscheidet sich von seinen Nachbarstämmen durch eigentümliche Sprache, Sitte, Recht, Landleben, Häuserbau. Seine Sprache ist das Niederdeutsche oder Plattdeutsche, das sich durch Weichs heit und Abschwemmung der Formen (z. B. der Beugungssilben) auszeichnet, und gegen Norden und Westen in friesische und niederrheinische Mundarten übergeht, welche, wie auch das Holländische und Flämische, zwar Verwandtschaft mit dem sächsischen Niederdeutsch, aber doch auch charakteristische Verschiedenheiten zeigen. Die sächsische Sprache hat sich der oberdeutschen Lautverschiebung enthalten, sagt also noch twe statt zwei, Dag statt Tag, leif statt lieb, up statt auf, dat statt das k. Man rechnet vier Stämme, Westfalen, Engern, Ostfalen und Nordalbingier. Die Grundform des uiedersächfischen Hauses ist das einstöckige Giebelhaus, der Lauge nach in drei Räume geteilt. Der mittlere Raum ist Einfahrt oder Durchfahrt, mit großem Thor auf der Giebelseite; von da werden die Garben auf deu Speicher ad- geladen; rechts und links Viehständ'e (meist offen, die Tiere mit dem Kopf nach innen), die Wohnräume zu beiden Seiten des Einfahrtsthores, oder in einer vierten hintereu Abteilung längs der ganzen Breite des Hauses. Der Herd ist offen, — ohne Schorn- stein, int Hintergrunde des Mittelraumes. Auf dem Giebel des Strohdaches zwei holz- geschnitzte Pferdeköpfe, in einigen Gegenden über dem Herd. — Diese Häuser liegen ent- weder vereinzelt je auf dem Gute, oder in kleiueu Gruppen, oder sie bilden anch Dörfer, immer aber durch weite Hofräume und Gärten ?c. von einander getrennt. Ein freier, hansväterlicher Sinn, und die Liebe zur Viehzucht verrät sich in der Einrichtung. Die Grundform besteht noch trotz aller neuen Moden. Namentlich ist die große Einfahrt das teure Hauptstück im Sachsenhause, ein bedachter Freiplatz für das ganze kleine häusliche Gemeinwesen, um welche» herum sämtliche Glieder, Menschen und Vieh, ihre besonderen Plätze einnehmen, wo das Korn gedroschen wird, wo das Jugendvolk sich zu Tauz und Gelage versammelt. Selbst in städtischen Häusern darf dieser Grundbau des Hauses nicht fehlen. Die großen wohlerhaltenen „Dielen" der Hanseatischen Städte, die auf dem Laude als Wohn- und Gesellschaftsräume dienen, in den alten Kanfmannshänsern zum Einführen und Aufspeichern der Waren durch mehrere Stockwerke gehen (wobei die Wohnräume mit einem bescheidenen Winkelchen fürlieb nehmen), ja die hohen Hallen der britischen Schlösser lassen ihn erkennen. In den Heide- und Moorstrichen ist der Landmann begreiflich nicht reich, aber wohlhabend, und seiner Gutmütigkeit und Rechtschaffenheit wegen gepriesen, auch fast überall freier Eigentümer, besonders in den neu besiedelten Heidehöfen. Ans den einsamen Höfen erhält sich alte Sitte und Sage, wie alter Aberglauben. Noch immer ißt das Volk auf dem Lande seinen „Pumpernickel", —- ein Hausbrot aus Buchweizen und Roggen, das so hart wird, daß mau es zerhauen muß; aber auch seine westfälischen Schinken find in der Welt bekannt. — Eine Menge Leute nähren sich einen Teil des Jahrs durch das „Hollandgehen" über die Zeiten der schwereren Feldarbeiten; eine noch größere durch das Ausbeuten der unermeßlichen Torflager. Diese werden nun vielfach durch Kanäle trocken gelegt und in blühende Ansiedlnngeu (Fehnen) verwandelt. § 196. Weit der bedeutendste Industriezweig aber in Hannover ist das alt- deutsche Hausgewerbe, Spinnen und Weben; Spinnrad und Webstuhl gehöreu zum Hausrat, sowohl des Landguts als der Hütte, und der Flachsbau ist - neben dem des Getreides — fast im ganzen Lande eine große Hauptsache; auch wird sehr viel Leinwand ausgeführt. — Das H a u p t g e t r e i d e ist Roggen und Buch- Weizen, letzterer hauptsächlich aus den magersten Heiden noch einträglich, daher auch „Heidekoru genannt, in den Marschen Gerste und Weizen. Cbst wird nur in deu
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