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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 264

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
264 Iii. Gsterreich-Ungarn. schwellung des Bodens an der Mündung der Wien in den Donaukanal (152 m üb. dem Meer) und war, wie ganz Wien, von Festnngsmauern umgeben, die aber seit 20 Jahren gefallen sind, um der schönen Ringstraße Platz zu macheu. Die prächtigsten Monumental- bauten, die das neue Wien auszeichnen, sind die im Verlanse der Jahrhunderte aus- gebaute Kais. Hofburg mit dem Domzust. Stephan (Fig. 84), ferner in der Ringstraße die 2 Museen, der Justizpalast, das Parlamentsgebäude, das Rathaus, die Universität, das Hosopernhaus und das Hoftheater. Viele Paläste der Geburts- und Geldaristokratie erhöhen den Glanz der genannten Ringstraße. Unter den öffentlichen Plätzen ist welt- bekannt der große Prater zwischen Donaukanal und Donau. Wien ist in der That Reichs- Hauptstadt. Es ist nicht bloß Sammelplatz der vornehmen Welt Österreichs und sein Kulturzentrum; es ist auch Mittelpunkt der Industrie des Reichs und des Geld- und Warenhandels von ganz S.-O.-Enropa. Dabei ist Wien eine Stadt behaglichen Genusses, wie wohl keine mehr in der Welt, bis auf den hnmorreichen Pöbel hinab. Für die Pflege, vornehmlich der exakten Wissenschaften, sorgen außer der großeu Hochschule (seit 1465) viele Bildungsanstalten und berühmte Sammlungen. Weltberühmt sind die K. K. Hof- und Staatsdruckerei und das mächtige Arsenal gleich einer Citadelle. Eine Menge Lustschlösser und Landhäuser umgeben es, namentlich aus den Stufenhöhen des Kahlenberges und seiner anmutigen Thäler. Aber so mild das Klima ist, so veränderlich ist es auch. Wien liegt schon am Anfange der großen ungarischen Tiefebene, sast vor Deutschland draußen, am äußersten Alpenfuße.—Wien war alter Keltenort und wurde dann bedeutende Römer- stadt, Vindobona. Österreichs Wachstum machte es endlich zur Herberge aller seiner Völker. — Türken vor Wien 1683. Weitere Städte sind: St. Pölten (10000 E>), Bischofssitz; Wiener Neustadt (24000 E.), Fabriken. Haimburg an der Grenze Ungarns, wo das weite Marchfeld durch nördlich und südlich bis zur Donau vortretende Hügelketten, dort der Vorkarpaten, hier des Leitha- Gebirges, geschlossen ist. § 248. Oberösterreich (ob der Enns) hat 760000, fast nur deutsche Einwohner, darunter 16000 Protestanten. — Die Hauptstadt, das freundliche Linz (42000 E.) liegt in dem fruchtbaren Becken des Donanthales, das zwischen die zwei Engen von Passau und Grein eingeschoben ist; es hat Fabriken in Wolle und Leder, nebst bedeutendem Handel (die Befestigungen sind abgethan). Steyr an der Enns (17000 E.), dnrch seine Waffen und Sicheln berühmt. An der Traun: Ischl und Gmnnden (s. S. 261) sowie Wels. Braunau am Inn, Engelhardszell an der Donau. Vom Herzogtum Salzburg (160000 deutsche, katholische Einwohner) ist die Hauptstadt Salzburg (23000 E.) wegen ihrer schönen Lage bereits erwähnt. Sie ist das römische Juvavia und war im deutschen Reiche Hauptstadt eines erzbischöflichen Fürsten- tums, Geburtsort Mozarts, des ersten deutschen Musikers, aber traurig berühmt durch die Unduldsamkeit einiger seiner Fürstbischöfe gegen die protestantischen Salzburger (1610 und 1727). In der Bauart von Salzburg wird man überrascht, eine italienische Stadt mit aller Pracht südlichen Baustyls („das deutsche Rom") am Nordfuß der Alpen und in der Nachbarschaft des ewigen Schnees zu finden. Übrigens hat es, bei der ziemlich hohen Lage (403 m üb. d. M.), bei der Nähe der Hochgebirge und am Ausgange eines Querthals, das der Föhn bestreichen kann, ein sehr veränderliches Klima, strenge Winter und schwüle gewitterreiche Sommer. Hallein, uraltes Salzbergwerk im Dürrenberg. Österreich, einst zu Noricum und Pannonia gehörig, wurde später von den Avaren beseht, denen Karl der Große das Land abnahm. Es wurde als Ostmark von bayrischen Kolonisten bevölkert, und von den Markgrafen donauabwärts erwei- tert, die endlich 1142 Wien zu ihrem Hauptsitz machten (Heinrich Jasomirgott). Von den Babenbergern kam es 1251 an Ottokar von Böhmen, der es an den ersten Habsburger verlor (1276). Die Erzherzoge, wie sie sich seit 1350 nannten, vergrößerten das Land nach allen Seiten. Beinahe lutherisch geworden, mußte es sich der harten Gegenreformation Ferdinands Ii. fügen und zählt jetzt nur 57 000 Protestanten, die seit Joseph Ii. (1781) eine wechselnde spärliche Duldung genoßen, die doch sich mehr und mehr der Gleichberechtigung nähert.
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