1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Dalmatien.
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Abhange, die Neustadt weit und schön am Strand. Dom, Altertümer des alten Tergeste.
Italienisches Klima (wenig Schatten, Südfrüchte, herrliche Weine jedoch oft durch
die Bora oder den Scirocco heimgesucht (s. o.). Prachtvolle Aussicht von der Höhe des
Uferrandes. — In der Nähe das schöngelegene Schloß Mira mar (Fig. 86), einst Wohn-
sitz des unglücklichen Kaisers Maximilian von Mexiko.
In Jstrien: Capo d'jstria, auf einer Insel (11000 E.), lebhafter Seehafen;
Seesalz; früher Hauptstadt. — Pirano, westlich aus einer Landspitze, guter Hafen, aus-
gezeichnet fruchtbare Gegend; Seesalz (11000 E.). Rovigno an der Südwestspitze der
Halbinsel (10000 E.), aus einer klemm Halbinsel mit zwei vortrefflichen Häfen; Dom;
starker Schiffbau, Fischerei. — An einem Busen der Südspitze P o l a (25000 E.) mit
einem der schönsten und größten Häfen Europas, dem trefflich eingerichteten uneinnehm-
baren Kriegshafen Österreichs; sonst blühend, jetzt zum Teil ungesund durch fieberhafte
Sommerluft („Malaria"); römische Altertümer (das kolossale, bleudeud weiße Amphi-
theater ?c.). — Auf der Ostseite der Halbinsel der Golf von Quaruero mit den niedrigen
Gebirgsinseln Cherso und Osero, deren Hafen Lnfsin Piecolo (6000 E.) mächtig auf-
strebt; in seinem Hintergrunde die zu Ungarn gehörige bedeutende Seestadt Fiume (S.290).
§ 261. Wir kommen an das südlichste Kronland des Kaiserreichs,
17. das Königreich Dalmatien.
Es ist ein lang hingestreckter Küstenstrich am Adriatischen Meer, längs der
Grenze gegen die Herzegowina (Bosnien) und Montenegro, gehört also zu der Balkan-
Halbinsel oder zum Süden von Europa. Früher Hauptsitz des Römischen See-
Wesens und eine angesehene Provinz, kam es nachher größtenteils unter Venedig,
das von ihm seine besten Seeleute bezog, Bei geringer Breite (1 bis 10 M.) ist
es 60 M. lang, mit einer großen Zahl vorliegender Inseln.
Hinter den meist langgestreckten, bergigen, 500 bis 600 m hohen, mannig-
faltig gestalteten, und durch tiefe und malerische Meerengen getrennten Felseninseln
steigt die Küste überall steil und felsig auf, mit vielen kleinen Buchten und Vortreff-
liehen Häfen. Landeinwärts erheben sich dann, meist in parallelen zackigen Ketten,
die D i n a r i s ch e n Alpen, Fortsetzungen des Karstes. Ode, meist dürre
Kalkgebirge- zuerst das furchtbare wilde Velebit- (Nelebich-) Gebirge, über 1700 m
hoch (Diuara 1810 m h.); dann dessen vielnamige Fortsetzungen mit hochgezackten
bis gegen 2000 m hohen Felsbergen (O r j e n im Küstengebirge 1900 m), von
denen die Küstenflüsse mit Stromschnellen dem Meere zuströmen. Das Land ist
häufigen Erdbeben ausgesetzt. Auch ist das Gebirge (Jurakalk) durch merkwürdige
Felsspalten und Höhlen zerklüftet, in denen nicht selten die Wasser unterirdisch fort-
rauschen. Oft aber sind auch die Felsthäler geschlossen, und die Gewässer, ohne
Abfluß, bilden Moore und Sümpfe, während das heiße Land sonst Wassermangel
leidet.*) — Furchtbare Stürme, besonders die heftige Bora Walter Ostnordost),
sind sehr nachteilig für Landbau und Schiffahrt. Sie zerstören, nebst gewaltigen
Wolkenbrüchen und Wildbächen, den Wald, stürzen die Dammerde ins Wasser und
machen die Gebirge schrecklich kahl. Darum liebt der Dalmatiner mehr das Meer,
als sein armes Land: das Schiff ist sein Pflug, die herrlichen Häfen sein Hof und
seine Scheune. — Die Gold-, Eisen- und Steinkohlengruben des Landes liegen
unbenutzt; Seesälz ist das meiste, was von Mineralien gewonnen wird. Haupt-
erzeugnis ist der Wein, dann Olivenöl; überdies bringt der Boden Mannaeschen,
Eypressen, Feigen, Mandeln, Maulbeerbäume (Seide), Johannisbrot und Weichseln
hervor (aus letzteren wird der Maraschino, ein Kirschengeist, gebrannt). Gewöhnliche
*) Dagegen sprudeln aus dem Küstenmeere nicht selten mächtige Süßwasserquellen mehrere Klafter hoch empor.
Lesebuch der Erdkunde. 18