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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 398

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
398 Ix. Die Republik Frankreich. der Abfall des Gebirges so kurz ist, so sind die Thäler nur Reihen von Becken, die stockwerkartig über und hinter einander aufsteigen und durch Engschluchten mit ein- ander verbunden sind, über deren Schwellen der Fluß in Katarakten von Becken zu Becken herabtobt. Sogar die Nebenthäler liegen oft so hoch über ihrem Hauptthal, daß ihr Strom sich in dieses durch einen Wasserfall ergießen muß; die Becken sind häufig von kleinen Seen ausgefüllt, oder waren es früher. Andere Thäler jedoch bestehen aus einem einzigen großen, Amphitheater-ähnlichen Becken mit gewaltigen Steilwänden, von den Gebirgsbewohnern ,oulec oder ,houle', „Topf" genannt, wie der prachtvolle Eircus von Gavarnie. Die We st- Pyrenäen beginnen an der Atlantischen Küste mit kaum 1000 m hohen Piks, werden aber rasch höher, und steigen weiter innen bis zu 2000 bis 2300 m Kammhöhe auf, erreichen jedoch nicht die Schneegrenze. — Die Z e n- t r a l- oder Hoch-Pyrenäen dagegen haben Alpencharakter, mit 2600 m hohem Kamm, 3000 — 3400 m hohen Schneegipfeln und wilden, sehr steilen, zer- rissenen und zerklüfteten Gletschern, die jedoch nur auf den nördlichsten Hängen der höchsten Berge lagern. Auch haben sie weit nicht jene gewaltigen Schnee- und Eis- massen, wie die Alpen; daher sind die Pyrenäen-Flüsse, da sie sast nur von Quellen, sehr wenig von Schnee gespeist werden, von außerordentlicher Klarheit. Auch an Graswuchs und Viehzucht kommen die Pyrenäen den Alpen nicht gleich; besonders mangeln ihnen die herrlichen Alpenseen mit ihren Kulturstätten und die Verkehrs- straßen über die Gebirgskämme. Sie bilden einen schroffen, mit zahllosen steilen, häufig stark ausgezackten Hochgipfeln besetzten Wall, fast ohne Unterbrechung; nicht selten erheben sich die höchsten Gipfel auf den Scheiderücken zwischen den vielen Querthälern, die in lange Reihen steiler Piks auslaufen und daher wie gesägt aus- sehen. Die höchsten Gipfel, in der Quellgegend der Garonne, sind: Pic du midi de Bagneres 2877 m, Vignemale 3290 m, Marborn 3253 m, Mont Perdu 3352 m, die Maladetta mit dem 3404m hohen Pic de N^thou, dem höchsten Pyrenäen- gipfel. — Die O st-Pyrenäen sind in einzelne Kettenglieder zerspalten, haben aber zuerst auch noch 2600 m Kammhöhe und einige Schneegipfel, und bleiben länger hoch als die West-Pyrenäen, der Canigon im N.-O. noch 2763 m, auch haben sie ein breiteres Bergvorland nach N., fallen aber rasch und steil zum Mittelmeere ab. — Die Pyrenäen sind sonach, obgleich nicht so hoch als die Alpen, dennoch wilder und rauher als sie. Da die Pyrenäen keine großen Längenthäler haben und ihr Kamm eine so hohe, sast ununterbrochene Felsenmauer bildet, so sind auf ihrer großen Länge zwar viele Saumpfade über das Gebirge nach Spanien, und zwar sämtlich in der Kammhöhe von 2600 m (ports, puertos spanisch, oder cols genannt), aber nur 7 für Wagen und Geschütze gangbar. Die Hauptstraßen laufen in der Nähe der Seeküste gegen die Enden des Gebirges, im W. und O. auch je eine Eisenbahn. Dort der Hauptweg, Madrid zu, im äußersten W., von Bayonne nach Jrnn (einer neutralen Insel in der Mündung des Grenzflüßchens Bidassoa), ferner die Straße von Bayonne und St. Jean Pied de Port über den Paß von Roneesvalles nach Pamplona. Im O. ist neben der Bahnlinie von Perpignan nach Figueras und Barce- lona zu nennen die Straße von Perpignan über den 290 m hohen Paß von Perthus nach Figueras und eine andere an der Bergfeste Mt. Louis (höchst gelegene Stadt Frankreichs) vorbei über den Col de la Perche nach der spanischen Grenzfeste Puycerda. Nur zwei Hauptflüsse, die Garonne und der Adour strömen aus den Pyrenäen in den Atlantischen Ozean. — Das Gebirge liefert Kupfer, Blei und Eisen, auch
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