1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ix. Die Republik Frankreich.
der Abfall des Gebirges so kurz ist, so sind die Thäler nur Reihen von Becken, die
stockwerkartig über und hinter einander aufsteigen und durch Engschluchten mit ein-
ander verbunden sind, über deren Schwellen der Fluß in Katarakten von Becken zu
Becken herabtobt. Sogar die Nebenthäler liegen oft so hoch über ihrem Hauptthal,
daß ihr Strom sich in dieses durch einen Wasserfall ergießen muß; die Becken sind
häufig von kleinen Seen ausgefüllt, oder waren es früher. Andere Thäler jedoch
bestehen aus einem einzigen großen, Amphitheater-ähnlichen Becken mit gewaltigen
Steilwänden, von den Gebirgsbewohnern ,oulec oder ,houle', „Topf" genannt, wie
der prachtvolle Eircus von Gavarnie.
Die We st- Pyrenäen beginnen an der Atlantischen Küste mit kaum
1000 m hohen Piks, werden aber rasch höher, und steigen weiter innen bis zu 2000
bis 2300 m Kammhöhe auf, erreichen jedoch nicht die Schneegrenze. — Die Z e n-
t r a l- oder Hoch-Pyrenäen dagegen haben Alpencharakter, mit 2600 m
hohem Kamm, 3000 — 3400 m hohen Schneegipfeln und wilden, sehr steilen, zer-
rissenen und zerklüfteten Gletschern, die jedoch nur auf den nördlichsten Hängen der
höchsten Berge lagern. Auch haben sie weit nicht jene gewaltigen Schnee- und Eis-
massen, wie die Alpen; daher sind die Pyrenäen-Flüsse, da sie sast nur von Quellen,
sehr wenig von Schnee gespeist werden, von außerordentlicher Klarheit. Auch an
Graswuchs und Viehzucht kommen die Pyrenäen den Alpen nicht gleich; besonders
mangeln ihnen die herrlichen Alpenseen mit ihren Kulturstätten und die Verkehrs-
straßen über die Gebirgskämme. Sie bilden einen schroffen, mit zahllosen steilen,
häufig stark ausgezackten Hochgipfeln besetzten Wall, fast ohne Unterbrechung; nicht
selten erheben sich die höchsten Gipfel auf den Scheiderücken zwischen den vielen
Querthälern, die in lange Reihen steiler Piks auslaufen und daher wie gesägt aus-
sehen. Die höchsten Gipfel, in der Quellgegend der Garonne, sind: Pic du midi de
Bagneres 2877 m, Vignemale 3290 m, Marborn 3253 m, Mont Perdu 3352 m,
die Maladetta mit dem 3404m hohen Pic de N^thou, dem höchsten Pyrenäen-
gipfel. — Die O st-Pyrenäen sind in einzelne Kettenglieder zerspalten, haben
aber zuerst auch noch 2600 m Kammhöhe und einige Schneegipfel, und bleiben länger
hoch als die West-Pyrenäen, der Canigon im N.-O. noch 2763 m, auch haben sie ein
breiteres Bergvorland nach N., fallen aber rasch und steil zum Mittelmeere ab. — Die
Pyrenäen sind sonach, obgleich nicht so hoch als die Alpen, dennoch wilder und rauher als sie.
Da die Pyrenäen keine großen Längenthäler haben und ihr Kamm eine so
hohe, sast ununterbrochene Felsenmauer bildet, so sind auf ihrer großen Länge zwar
viele Saumpfade über das Gebirge nach Spanien, und zwar sämtlich in der
Kammhöhe von 2600 m (ports, puertos spanisch, oder cols genannt), aber nur
7 für Wagen und Geschütze gangbar. Die Hauptstraßen laufen in der Nähe der
Seeküste gegen die Enden des Gebirges, im W. und O. auch je eine Eisenbahn.
Dort der Hauptweg, Madrid zu, im äußersten W., von Bayonne nach Jrnn (einer
neutralen Insel in der Mündung des Grenzflüßchens Bidassoa), ferner die Straße
von Bayonne und St. Jean Pied de Port über den Paß von Roneesvalles nach
Pamplona. Im O. ist neben der Bahnlinie von Perpignan nach Figueras und Barce-
lona zu nennen die Straße von Perpignan über den 290 m hohen Paß von Perthus
nach Figueras und eine andere an der Bergfeste Mt. Louis (höchst gelegene Stadt
Frankreichs) vorbei über den Col de la Perche nach der spanischen Grenzfeste Puycerda.
Nur zwei Hauptflüsse, die Garonne und der Adour strömen aus den Pyrenäen
in den Atlantischen Ozean. — Das Gebirge liefert Kupfer, Blei und Eisen, auch