1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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X. Spanien.
Die Bauart der Häuser ist für die Hitze eingerichtet: steinerne Fußböden, hohe
luftige Zimmer; Winters leidet man daher oft nicht wenig von der Kälte, da man zum
Wärmen nichts hat als Kohlenbecken.
§ 388. Das Baskenland, in das wir von Bayonne her gelangt sind
(S. 418), ist ein gutes Land, man nennt es die Kornkammer, das Eisenbergwerk, die
Waffenschmiede und den nördl. Seehafen von Spanien. Seine Bewohner wissen es
auch zu schätzen. Die Basken hängen treu an ihrem Vaterlande, alles vpn den
Vätern Ererbte ist ihnen heilig und unantastbar, auch an ihrem Glauben halten sie
fest, und namentlich an all dem, was ihnen von ihren alten republikanischen Rechten
(fueros) geblieben ist. Denn als Freistaaten von Bauern unterwarfen sie sich frei-
willig dem König von Kastilien (um 1300), seit 1876 aber müssen sie sich ans
Steuerzahlen und Rekrutenstellen gewöhnen. Unter diesem Völkchen von 500000
Seelen (in Frankreich höchstens noch 200000) mit starkem wohlgestaltetem Körper-
bau und von einfachen Sitten, herrscht noch der Freiheitsgeist der alten Bergrepnb-
liken, in welchen auch die Frauen eine Stimme hatten. Und ihr wildes Bergland
ist ganz geeignet, ein tapferes, abgehärtetes und ausdauerndes Volk zu schützen.
Schlechte Soldaten vermöge ihres Starrsinns und Jähzorns, haben sie jederzeit ihren
Feinden durch den kleinen Krieg (guerilla) gewaltig zu schaffen gemacht. Dabei sind
sie fleißige Ackerbauer, geschickte Gewerbsleute, kühne Matrosen. Die Basken waren
die ersten Europäer, die auf den Walfischfang ausgingen; jetzt wandern viele nach
Argentina aus. Unterricht und Wohlstand sind, bei einer guten Dosis bäurischer
Roheit, allgemein verbreitet, auch sind sie gastfreundlich, gesellig und lebensfroh.
Sie sehen sich für die ältesten und echtesten Spanier an, und haben auch seit Jahr-
tauseuden, trotz aller Umwälzungen, welche Spanien seither erlebte, Sprache, Sitten
und Gesetze ziemlich unversehrt erhalten. Sie selbst nennen sich Euscalduuac
(Basken, eigentlich Vaseongados, bedeutet Bergbewohner), und ihre eigentümliche
agglutinierende Sprache, die einst vom Atlas bis nach Ligurieu geherrscht zu haben
scheint, das Esquera (Euscara).
Das Baskenland ist in 3 Provinzen geteilt: Guipüzcoa, die Grenzprovinz,
Biscaya im W-, und südlich von beiden Alava. Die befestigten Hauptstädte der?3
Provinzen sind: San Sebastian (Seehafen, 21000 E. S. 418), Bilbao (33000e-),
sehr lebhaft durch Industrie und Handel, mit dem Hafen Portngalete; Vitoria, auf
einer 1000 rn hohen Ebene, welche die Eisenbahn im Zickzack erklimmt (25000 E.).
Ostwärts stößt an das Baskenland das Königreich Navarra, dessen Hauptstadt
Pamplona (26000 E), auf der Hochebene gelegen, stark befestigt ist.
§ 389. In den baskischen Provinzen beginnt schon die kantabrisch-astn-
rische Kette, die den Norden Spaniens in der größeren Westhälfte erfüllt (wie in der
östlichen Hälfte die Pyrenäen), jedoch viel steilere und wildere Felsenberge hat als diese,
und daneben ein bergiges Stufen- und Küstenland bildet, das sich in seiner Natur wieder
dem übrigen Europa nähert. In der Mitte erhebt sich das Gebirge Perms de Europa in
der Pena Vieja (2664 m) bis zur Schneegrenze. Mit seinem südlichen Fuße ruht es hier
auf der kastilifchen Hochebene, sein nördlicher Fuß fällt mit kurzen, steilen, ungemein
zerklüfteten Felsenterrasfen zu dem sehr schmalen Küstensaume am Ozean ab, zu dem
sich zwischen vorspringenden Bergzungen viele kleine steile Qnerthäler mit reißenden
Bergströmen hinabsenken. Die kahlen Gebirgsgipsel, ost mit 70—130 m hohen
Marmorfelsen, sind an ihren Seitenlehnen mit Alpenweiden bedeckt, die höheren
Thalsohlen mit grünen Wiesenteppichen bekleidet und zur Viehzucht benützt, die tieferen
Thalgegenden mit Roggenfeldern und den Bäumen des Nordens bepflanzt, und erst