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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 443

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Italien. 443 Hauptteil ist die italische Halbinsel, die ihre zungensörmige Gestalt sowie ihre Richtung von N.-W. nach S.-O. von dem hohen Gebirgszuge der Apenninen- kette erhalten hat, und sich in Mittel- und Unter-Italien scheidet. Hiezn kommen noch drei große Inseln: im W. die Zwillingsinseln Korsika (französisch, aber von Italienern bewohnt) und Sardinien, im S. Sizilien; dann mehrere kleinere Inseln und Inselgruppen, unter denen Elba im N.-W. und Malta (englisch) im S. die bedeutendsten sind. Das Mittelmeer bildet im W. und im O. der Halbinsel je einen großen Busen, mit dem es in das Festland eindringt: im Westen, an der gebirgigen lignrischen Apenninenküste, den flacheren Golf von Genua; im £>., an der Niedern Küste der Po-Ebene, den tiefer eingebuchteten Golf von Venedig. Beide genannten Städte waren einst Welthandelsstädte, da Italien durch seine Lage in der Mitte zwischen Morgenland und Abendland, zwischen Europa und Afrika, eine sehr günstige Weltstellung besitzt, und daher lange den (mittelländischen) Welthandel hatte, bis durch die Entdeckung des Seewegs nach Indien und Amerika*) der Weltverkehr an Westeuropa überging. Politisch war Italien seit mehr als einem Jahrtausend in mehrere Staaten zersplittert, die fast immer Fürsten von deutschem, spanischem und französischem Stamme gehorchten. Zuletzt war es bis 1859 in sieben besondere Staaten zerteilt. In Oberitalien vier: das Königreich Sardinien mit den Provinzen Savoyen, Nizza, Piemont und Genua; das österreichische Lombardisch-Venetianische Königreich; die Herzogtümer Parma und Modena. In Mittelitalien zwei: das Großherzogtum Toskana und der Kirchenstaat. In Unteritalien: das Königreich beider Sizilien. Schon längst aber hatte sich unter den Gebildeten, trotz aller Eifersucht der Städte und Stämme, ein tiefgefühltes Bedürfnis der National- Einheit emporgerungen; und endlich, gestachelt durch das Unerträgliche der Fremden- und Priesterherrschaft, hat sich die Nation ausgemacht, alle diese Joche abzuschütteln und sich unter der Anführung von Piemont, dem „Schwerte Italiens", zu einem Reiche zusammenzuschließen. So ist denn nun infolge der Er- eignisse von 1859, 1866 und 1870 das ganze Land, von den Alpen bis Sizilien (mit Ausnahme von San Marino) ein Königreich Italien geworden (schon 1861 hatte Viktor Emanuel den Titel eines Königs von Italien an- genommen, der aber erst 1870 in vollem Sinne wahr wurde). Der neue Staat hat natürlich bedeutende Schwierigkeiten zu überwinden. Die große Masse des Volkes wird besonders in Unteritalien und Sizilien durch den Klerus, dessen Güter zum Besten des Staates eingezogen sind und der über die Abschaffung der weltlichen Macht des Papstes grollt, vielfach in Opposition gegen die neuen Einrichtungen erhalten. Die enorme Schuldenlast, eine Folge der politischen Um- gestaltungen, hat schwere Steuern auf die Bevölkerung gewälzt, — von den 1440 Millionen Lire (1 Lira — 1 Frank) Staatsausgaben im Jahr 1880 waren 524 Mill. zur Bezahlung der Zinsen der Staatsschuld bestimmt. Dennoch hat die Regierung schon vieles zur Hebung des Ackerbaus, der Industrie und des Handels, besonders auch des Volksunterrichts gethan. Italien, das als sechste Großmacht Europas anerkannt ist, hat ein Heer von 197 000 Mann und eine Kriegsflotte von 72 Fahrzeugen mit 478 Geschützen. *) Merkwürdig! Ein Landeskind von Genua (Kolumbus) mußte dazu helfen, ihm den Welthandel zu entreißen.
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