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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 449

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Apennin. 449 (570 km), ist also der größte Fluß Italiens. An seinen Ufern liegen die Städte: Turin, Casale, Pavia, Piacenza, Cremona, Guastalla (Ferrara wenigstens in der Nähe). § 411. Der Apennin (keltisch Pen — Felsspitze), und zwar sein nördlicher Teil, von dem wir zunächst sprechen, schließt sich am Col di S. Bernardo (Bormida- quelle) östlich vom Col di Tenda (1873 m hoch) an die Alpen an, zieht sich in einem Bogen rings um den Meerbusen von Genua und bildet mit seinen allmählichen Abfällen nach N. den südlichen Höhenrand der Poebene. Im N. tritt er im Berg- land von Montserrat (Grabkirche Superga 678 m) weit in die Ebene vor, bis über Turin hinaus, im S.-O. dagegen ebensoviel nach S. zurück, bis Forli und Rimini, wie im N.-O. dort auch die Alpen zurücktreten, so daß also zwischen beiden Gebirgen das Poland sich weit öffnen kann. Die höchsten Gipfel (Alpe di Succiso) in Modena erreichen 2000 m, die Pässe 700 — 1000 m, das Gebirge ist überaus wild, die Gipfel meist kahl, der Ab- fall nach S. zum Ligurischeu Meer sehr schroff, weshalb früher der schmale gebirgige Küstenstrich, die R i v i e r a , das alte L i g u r i e n, eine abgetrennte Existenz führte; die nördlicheren sanfteren Abhänge (bis 500 m hoch), sind mit Eichen- und Ka- stanienwäldern bedeckt. Nordwärts entsendet der Gebirgskamm viele kleine Flüsse zum Po : Tänaro (mit Bormida), Trebbia, Taro?c., die aber im regenlosen Sommer, weil der Apennin Kalkgebirge, also quellenarm ist und die Schneegrenze nicht er- reicht, sämtlich sehr schwach fließen oder gar versiegen. Längs dieser nördlichen Seite liegen die Städte: (Turin, Casale), Alessandria, Parma, Reggio, Modena, Bologna, Faenza, Forli. Der Kamm des nördlichen Apennin bildet eine scharfe Scheidewand zwischen Oberitalien und der Halbinsel: am Nordabhange ist die Vegetation noch ungefähr dieselbe, wie am Südfuße der Alpen, am jähen südlichen Fuße dagegen, der R i- viera dilevante (im Osten von Genm) und Riv iera di Ponente (im Westen) herrscht schon ganz die Kultur der Südfrüchte. In diesem heißen, vor den Nord- winden geschützten Gebirgsstriche gedeihen die Feldfrüchte nicht mehr, dagegen vor- züglich Ol, Kastanien, Wein, Südfrüchte, selbst schon die Zwergpalme (Chamaerops humilis).*) Auch Fischerei und Handel werden schwungvoll betrieben; die Bewoh- ner dieses Küstenlandes sind die besten Seeleute Italiens, gewandt, kräftig, ohne Furcht und unverdrossen, werden aber in Italien selbst für verschmitzt, treulos, ja grausam gehalten. Auch ihre Mundart ist eigentümlich, das Zeneise (Zena für Genua). Hier erscheint schon recht das italienische Gepräge: die dunklere Hautfarbe, tieffchwarze, dichte und krause Haare und dunkle feurige Augen. Von Städten sind hier neben Genua noch Savoua im W. und Spezia im O. zu erwähnen. § 412. Am meisten fällt dem Nordländer — und dies gilt wie auch das Folgende von ganz Italien — die Öffentlichkeit des Lebens auf. Der Italiener, vornehm oder gering, lebt viel mehr auf der Straße als im Hause; er treibt da sein Gewerbe vor aller Augen, sogar der Schreiber und der Notar. Der Vornehme kommt wenigstens abends hinaus in das öffentliche Leben im Freien, jede Stadt hat einen schönen großen, angenehm gelegenen, beschatteten Spaziergang, einen Korso, wo abends die vornehme Welt zu Wagen, zu Pferd und zu Fuß sich vergnügt. Sodann ist der Italiener im Umgang leicht und ungezwungen, und verkehrt mit jedermann aufs lebhafteste; den Hut auf dem Kopf läuft er in Stuben, Läden, Buden umher, und da geht es in der unge- mein leichten Sprache mit einer unausgesetzten Schnelle, daß die Gedanken kaum nach- *) Aus einem Palmenwkldchen bei Bordighera an der Westküste gegen Nizza zu wird ein großer Teil Italiens für den Palmsonntag mit Zweigen versehen. Lesebuch der Erdkunde. 29
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