1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Sberitalien. 453
belebtem und gut befestigtem Hafen und trefflichen Seeleuten. Dampfschiffahrt nach
Frankreich, Tunis und Indien. 1879 liefen 2500 Seeschiffe und 3300 Küstenfahrer von
zusammen 3 Mill. Tonnen ein. Die Genueser gelten nicht für die liebenswürdigsten
Italiener, sondern werden geldgierig und spitzfindig gescholten. Der Adel zeichnet sich
durch feine Bildung und Kenntnisse aus, das Landvolk durch Fleiß. Das Klima gleicht
fast dem vou Sizilien. Der Seehandel geht hauptsächlich nach Frankreich, Süd-Amerika,
Rußland und England; den Landhandel (hauptsächlich mit Seide, Öl, Reis, Süd-
früchten 2c.) weist die natürliche Richtung auf die Schweiz; seit Eröffnung der Gotthard-
bahn ist Genua der Stapelplatz für den Handel mit Deutschland geworden. Genua ist
auch die größte Fabrikstadt Italiens, Seearsenal, Universität. — Spezia, südöstlich
von Genua, der größte und sicherste Hafen Italiens, neuesteus zum Kriegshafeu aus-
gebaut; freundliche Stadt von 31000 E. mit viel Ölban. — Savona, Seehafen, 30000 E.
— Die User der Riviera mit freundlichen Dörfern und Villen bedeckt.
Die Lombardei (3681000 E.) ist ein uralt kultiviertes Land. Nachdem die
Franken sie den Langobarden abgenommen hatten, sprachen die deutschen Kaiser die Lom-
bardei als zum deutschen Reiche gehörig an. Allein die frühe aufgeblühten Städte, Mai-
land, Pavia, Cremona, Mautna, Verona, Vicenza, Padua, kämpften Jahrhunderte hin-
durch für ihre Freiheit, die sie endlich errangen, aber ohne einen Gesamtstaat zu Stande
zu bringen. Erst unter dem Joche Napoleons und unter der Herrschaft Österreichs lernten
sie sich uack einer Einheit zu sehnen, die ihnen endlich auch zu Teil geworden ist (S. 443).
Die Hauptstadt Mailand (Milano), in großer herrlicher Ebene, südlich vom Eomer
See, ist die reichste, prächtigste, durch Handel, Künste und Wissenschaften ausgezeichnetste,
auch bevölkertste Stadt Oberitaliens (322 000 E.) und eine der ältesten, schon von den
Kelten gegründet, aber oft zerstört (z.b. 1162); eng konzentrisch gebaut, mit vielen neue-
reu Prachtbauten und dem weltberühmten Riesendom vom feinsten weißen Marmor (mit
der Peterskirche in Rom und der Paulskirche in London vergleichbar, 4500 Bildsäulen
an der Außenseite), in einem Baustil, der das Germanische mit dem Italienischen ver-
schmilzt, wie Mailand selbst. Dieses hebt sich seit 1859 aufs großartigste, wie denn die
Stadt allein ihr Unterrichtsbudget verfünffacht hat. Prächtiger Korso und viele Neu-
bauten, bedeutende Fabriken in Seide, Edelsteinen, Tischlerei ?c., großartiger Buchhandel,
namentlich in Musikalien. — Pavia, uuteu am Tessin, einst Langobardenhauptstadt;
Universität; 30000 E. Unweit das berühmte Kartäuserkloster Eertosa. — Monza
(28000 E.). — Como, am Fuß der Alpen und am Ende des westlichen Seearms;
Fabriken, Handel über die Alpen ?c., 26000 E. — Bergamo, Fabriken, 40000 E.
Brescia, altgallische Stadt, am Fuß der Alpen in gesegneter Ebene anmutig gelegen,
reich und schön, bedeutende Fabriken in Seide und Waffen, Handel in Seide und Wein;
römische Altertümer; 61000 E. — Im S. von Mailand Lo d i an der Adda (26000e.).
— Cremona am Po, 32000 E. — Peschiera liegt am Ausfluß des Mincio aus
dem Garda-See; Mautua unweit des Po, ganz vom Mincio umflossen, der sich
hier zu einem See mit sumpfigen Ufern erweitert, und durch Überschwemmuugen den Platz
unangreifbar machen kann; 28000 E. mit vielen Palästen.
§ 414. Im Venezianischen (2 809 000 E.) liegt Verona an der Etsch
(69000 E.), das mit Legnago am gleichen Fluß und mit Peschiera und Mantua
am Mincio das unter der österreichischen Herrschaft berühmte Festungsviereck bildete.
Verona ist eng und alt, jedoch eine der schönsten Städte Oberitaliens, berühmt durch
römische Altertümer, bedeutende Fabriken und Handel. — Vicenza zwischen deu süd-
lichen Alpenausläufern und den fpitzgipfligen Monti Berici nialerisch im üppigen „Garten
von Venedig", am schiffbaren Bacchiglione gelegen, eng und krumm gebaut, aber mit
vielen edeln Prachtgebäuden; Seidefabriken und Handel, 39000 E. (die deutscheu Ge-
meiuden s. S. 444). — Padua (Padova) weiter unten am gleichen Flusse, nordöstlich
von den Euganeen, in derselben gartenähnlichen Ebene, eine der ältesten Städte, jetzt stille,
teils weitläufig, teils eng und finster gebaut; Universität, Produktenhandel; 72000 E. —
Este. — Rovigo. — Adria (f. S. 448). — Treviso, Fabriken und Handel, 31000 E.
— Bassano, mit prachtvollen Villen. — Belluno am Piave. — Udine, 32000 E.
(Seidekultur), ganz im N.-O., im Frianl, dessen Einwohner (S. 444) die Fnrlaner,
von keltischen Karnern abstammend, eine eigentümliche, durch germanische und slavische Ein-
flüsse modifizierte römische Sprache reden.